The Sisters of Mercy – Original Album Series (Review und Kritik)

The Sisters of Mercy - Original Album Series

Ja, ist denn heut schon Weihnachten? The Sisters of Mercy beziehungsweise vielmehr deren Label laden ein zur Werkschau: Auf „Original Album Series“ sind jetzt alle 3 offiziellen Studioalben und beide offiziellen Compilations in einem Boxset zu haben für relativ schmales Geld (auf Amazon für 16,99). Das heißt natürlich zuschlagen, allerdings nicht unbedingt für den Fan, der bereits alle Alben, Compilations und Bootlegs, die es gibt, im Schrank stehen hat, sondern eher für den The Sisters of Mercy-Anfänger.

Doch auch für den Fan gibt es einiges zu entdecken, beziehungsweise, nacheinander durchgehört, die Geschichte seiner Lieblingsband noch einmal neu zu erleben, wenn man damals dabei war, oder sie zu erleben, wenn man es nicht war. Ich habe mir jedenfalls die Mühe sehr gerne gemacht, schließlich sind The Sisters of Mercy auch eine meiner Lieblingsbands, und mir alle Alben chronologisch nacheinander angehört.

The Sisters of Mercy - Some Girls Wander By Mistake

Angefangen hat es natürlich mit „Some Girls Wander By Mistake“, das, obwohl eine Compilation, von einigen als bestes Album der Sisters of Mercy gesehen wird. Damals noch in der Besetzung Eldritch-Marx-Gunn-Adams-Avalanche wurden von 1980 bis 1983 Songs eingetrümmert, die die Sisters of Mercy noch nicht für ein offizielles Album nutzten, obwohl Songs wie „Alice“ oder „Temple of Love“ Hits waren. Man merkt teilweise ganz deutlich, dass The Sisters of Mercy noch ganz am Anfang standen („The Damage Done“, in dem Andrew Eldritch seine Drumsticks fallen ließ – zum Glück ist das der einzige Song, auf dem Eldritch auf dem Hocker saß), jedoch ist der minimalistische Charme vieler Songs ungebrochen. (8/10)

The Sisters Of Mercy - First And Last And Always

Mit Wayne Husseys Einstieg, der Ben Gunn ersetzte, kam die wohl kreativ beste Zeit der Sisters of Mercy: „First and Last and Always“, das bis heute als eines der wichtigsten, aufregendsten und einflussreichsten Goth-Rock-Alben gilt, ist nicht zu Unrecht ein Meilenstein. Und hier wird die Abhängigkeit Eldritchs von seinen Songwritern voll deutlich: Mit Hussey, der sich später mit The Mission auf in höhere Sphären des Ruhms machte, wurden einige der besten Songs geschrieben, die das Genre Goth-Rock bis Heute zu bieten hat. Schade, dass diese Besetzung nur ein Album hielt. Wer weiß, was hinterher daraus geworden wäre. (10/10)

The Sisters of Mercy - Floodland

Dass nach dem großen Meilenstein „First and Last and Always“ nicht viel besseres kam, war eigentlich zu erwarten gewesen: Zu groß war der Wert von Hussey, Adams (die mit The Mission der Musik erhalten blieben) und Marx (später Ghost Dance, mit Ex-Skeletal Family-Sängerin Anne-Marie Hurst) für die Band. Patricia Morrisson (Ex-The Gun Club, später The Damned) war letztlich auch nur ein Opfer von Eldritchs stiegenden Größenwahn – Letztlich war kein Song des Albums „Floodland“ so gut wie einer der Klassiker von „First and Last and Always“. Auch wenn Songs wie „This Corrosion“, „Lucretia My Reflection“ und „Dominion“ auch heute noch Tanzflächen füllen – Im Vergleich sind sie nichts. (7/10)

The Sisters of Mercy - Vision Thing

Endgültig stanken The Sisters of Mercy allerdings erst mit „Vision Thing“ ab. Nach Ausstieg von Morrisson umgab sich Eldritch mit neuen Sidekicks wie z.B. Sigue Sigue Sputnik-Fashionvictim Tony James und Andreas Bruhn, der aus dem metallischen Bereich stammte. „Vision Thing“ ist nicht ganz umsonst das schlechteste Album der The Sisters of Mercy-Historie: Billige Metalriffs, die das schwarze Album von Metallica mehr schlecht als recht kopierten und uninspiriertes Text- und Liedgut, ganz zu schweigen von den grausigen Souleinlagen, die eine Dame namens Maggie Reilly zum Besten gab. Mit der Loslösung vom Goth Rock verschwand die Magie von The Sisters of Mercy entgültig. (5/10)

The Sisters of Mercy - A Slight Case of Overbombing

Das bisher – zum Glück – letzte Langspielverbrechen der Band, die einst eines der interessantesten und junggebliebensten Genres der Welt mitgestaltete, war die Best Of „A Slight Case of Overbombing“. Diese Best Of war bzw. ist genau das, was Best Ofs nie sein sollten: Abzocke. Hauptsächlich auf die Quasi-Eldritch-Soloalben „Floodland“ und „Vision Thing“, deren Qualität streitbar ist, fixiert und im Gegenzug mit nur zwei Songs der „First…“-Ära, aber mit 2 langweiligen Songs, einer grausamen Neueinspielung von „Temple of Love“ und der öden Single „Under the Gun“ ist dieses Album nicht ganz ohne Grund in den virtuellen Tiefen meiner Festplatte verschwunden. Seitdem gibt es von The Sisters of Mercy eigentlich nichts neues, außer alle Jubeljahre wieder eine Tour, um wieder Geld reinzuholen und den eigenen Legendenstatus zu zertrümmern. (4/10).

Fenriz

Wie bereits oben erwähnt: Dieses Boxset gilt eher Einsteigern denn Menschen wie mir, die bereits alle Alben im Schrank stehen haben, inklusive einiger sehr obskurer, aber witziger Bootlegs. Eine meiner absoluten Lieblingsbands sind The Sisters of Mercy nach wie vor, auch wenn die Alben stetig schlechter wurden – Zumindest in meinen Augen – Und dass das, was heute The Sisters of Mercy darstellen soll, alles andere als The Sisters of Mercy ist. Wer immer mal bei den Sisters reinhören will – Der kann das mit dieser Compilation prima machen. Wer schon alle Alben im Schrank stehen hat, für den ist das eher überflüssig.

Tracklist:

– Och nee, muss ich das jetzt alles abtippen?

Erscheinungsdatum: Bereits erschienen

Anspieltipp:

– Leute, ernsthaft!

Keine Wertung

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