Nach dem 2006 erschienenen Album „Storm“ legen die sechs Norweger von Theatre Of Tragedy einen neuen Longplayer vor, der am 18. September in den Regalen stehen wird. Wir haben für euch das neuste Werk „Forever Is The World“ auf Herz und Nieren geprüft und verraten euch, welchen musikalischen Weg die experimentierfreudige Band eingeschlagen hat.
Bei Theatre Of Tragedy handelt es sich um eine Band, die bereits seit 16 Jahren existiert und in ihrer Laufbahn einige Stilwechsel zu verzeichnen hat: Mit ihrem ersten Album aus dem Jahre 1995 leisteten sie Pionierarbeit, galten als erste Band, die männliche Grunts mit klarem, weiblichen Gesang kombinierte. Es folgten einige Exkursionen in die Gefilde der elektronischen Musik, die nicht von allen Fans begrüßt wurden, bevor der Sound mit „Storm“ wieder mehr zu seinen Wurzeln zurückfand. „Forever Is The World“ ist das zweite Album mit Sängerin Nell Sigland, die seit 2003 die heutige Leaves‘ Eyes Sängerin Liv Kristine ersetzt.
Auf dem neuen Album befinden sich die elektronischen Elemente weiter im Rücklauf und es wird wieder mehr Wert auf die Kombination zwischen dem hartem Gegrowle des Zweitsängers Raymond Istvàn Rohonyi und dem zartem Frauengesang gelegt, der Nells Kehle entfleucht. Die angenehme und weiche Stimme erinnert stark an die des ehemaligen The Gathering-Goldkehlchens Anneke van Giersbergen. Doch genug der langen Vorrede: Beleuchten wir nun einmal die musikalische Seite genauer.
Bereits der Opener „Hide And Seek“ vermittelt einen guten Eindruck darüber, wohin der musikalische Weg der Band in diesem Album führt: Ein gespenstisches Klavierintro, gefolgt von doomigem Riff, bis Raymonds Growls einsetzen und damit die Atmosphäre weiter prägen, bis Nell mit dem mitreißenden Refrain die Bombe platzen lässt und dabei von Synth-Klängen und mächtigen Gitarrenwänden begleitet wird. Ein Song, der sofort ins Ohr geht und vermutlich nicht zu unrecht als erster Track gewählt wurde.
In „Transition“ beweist Nell, dass ihre Stimme auch ohne mächtige Sounduntermalung den Weg ins Ohr des Hörers findet: Ein eher ruhiger Track, bei dem vor allem die Zwischenparts hörenswert sind, der jedoch auch über einen eingängigen Refrain verfügt. Der Einsatz von tiefen und hohen Vocals wird hier vertieft betrieben, was der manchmal eintönigen Stimme Nells die Abwechslung abringt, die auch in anderen Songs vonnöten gewesen wäre.
Der epische Track „Hollow“ besticht vor allem durch die Lyrics und die Growls, die die Vorgängersongs vermissen ließen. Ein sich ständig wiederholendes Riff, klare Vocals, eingängiger Refrain. Ist der Beginn noch recht schleppend und langsam, wird im letzten Drittel ein Tempowechsel vollzogen, der Song klingt mit einer sich immer steigernden Geräuschkulisse aus.
Insgesamt wird das Album von einer drückenden Atmosphäre bestimmt, die sich wie ein roter Faden durch die gesamten Songs zieht. Dennoch wird man stellenweise das Gefühl nicht los, dass die doch sehr zarte Stimme Nells nicht so richtig passen will und nicht immer den Ausdruck vermittelt, den man sich wünscht. Weniger hohe Töne hätten hier gut getan, in tieferen Regionen ist Nell deutlich besser angesiedelt, was sie im letzten Track „Forever Is The World“ beweist: Ein größtenteils klaviergeprägtes Stück, das anfangs friedlich daherkommt, gegen Ende jedoch eine gewisse Dramatik entwickelt.
Wer die elektronisch geprägte Ausgabe von Theatre Of Tragedy favorisiert, ist mit diesem Album schlecht beraten. Wer allerdings den Erstling schätzt, wird an diesem Album sicher auch Gefallen finden.
Fazit: Das Zusammenspiel von Growls und zartem Gesang vor dem doomigen Hintergrund erweist sich als gutes Rezept, findet meiner Meinung nach jedoch immer noch zu selten statt. Die Songs werden größtenteils von Nell dominiert, ohne dass Raymond überhaupt zu Wort kommt. Das Gleichgewicht, das ich mir gewünscht hätte, besteht nicht – doch gerade diese beständige Mischung hätte die Tracks für mich noch interessanter gemacht. Auf Dauer baut für mich die alleinige Überpräsenz Nells nicht die Spannung auf, die durch vermehrt eingestreute Growls sicherlich entstanden wäre. Zudem liegen ihr die tieferen Klänge eindeutig besser, von denen sie viel zu selten Gebrauch macht. Schade, denn musikalisch hat das Album großes Potenzial.
Trackliste:
- Hide And Seek
- A Nine Day Wonder
- Revolution
- Transition
- Hollow
- Astray
- Frozen
- Illusions
- Deadland
- Forever Is The World
Anspieltipps:
Hide And Seek, Forever Is The World, Hollow
Erscheinungsdatum:
18. September 2009
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