Therion – Beloved Antichrist

Im Metalbereich gibt es mittlerweile einige Projekte, die sich als Metal-Oper bezeichnen, allerdings übertreffen „Therion“ den Großteil dieser Musiker locker. „Beloved Antichrist“ hat sein literarisches Vorbild in Vladímir Soloviovs „Kurze Erzählung vom Antichrist“ gefunden. Sicher kein leichter Stoff, um ihn in ein metallisches Gewand zu kleiden, aber „Therion“ sind schließlich seit ihrer Bandgründung für anspruchsvolle Klänge bekannt.
Bei einem solchen Projekt macht eine Track-by-Track Besprechung sicher wenig Sinn, da man nie das gesamte Kunstwerk bewerten kann. Einige Tracks stechen allerdings heraus. Zu allererst sei bemerkt, dass „Beloved Antichrist“ mit satten 3-CDs daherkommt und wohl eher nichts für die Mittagspause ist. Hier sollte man sich Zeit nehmen um dieses Erlebnis würdig zu genießen.
„Where will you go“ punktet durch seinen beschwingten Refrain, der von schweren Klängen begleitet wird. Abwechlungs- und facettenreich wie nie zuvor. Mit dem gefühlvollen Beitrag „Through Dust, Through Rain“ beweisen „Therion“ ihre musikalische Vormachtstellung. Irgendwo zwischen Klassik und Metal befindet sich dieses Werk, perfekt für einen Abend vor dem heimischen Kamin. Ein weiteres Highlight ist zweifelsohne „The Crowning Of Splendour“. Auch dieses Duett verschiebt die Szenegrenzen und erschafft damit eine ganz eigene Dynamik, die man sehr selten zu Gehör bekommt. Der Songverlauf ist fast schon hypnotisch. „Hail Caesar“ drischt hingegen ganz klar in die Metal-Richtung und erreicht durch den opernhaften Charakter und choralen Gesängen deutlich mehr Tiefe, als es reine Hardrock-Songs jemals schaffen würden. Sehr anspruchsvoll und fordernd, sowohl für den Musiker als auch für den Zuhörer. In einer Zwischenwelt spielt „Nothing But My Name“. Zwischen Hoffnungslosigkeit und leiser Hoffnung entsteht eine epische Nummer, die bereits jetzt als Referenzwerk dieses Genres gilt. „Night Reborn“ ist ein Vollgastrack, der den Tenor passend betont und sich im Zusammenspiel mit den klassischen Musikakkorden einen ganz eigenen Charme kreiert. Man kann festhalten, dass sich die gesamte Bandbreite erst erschließt, wenn man alle Songs hintereinander hört. Diese unglaubliche Schaffenskraft von „Therion“ bringen derzeit wenige Bands auf die Bühne. „Laudate Dominum“ dürfte dank seines eingängigen Chorus zu einem Juwel heranreifen, das die Fans sehnsüchtig auf den Live-Shows erwarten. Etwas düsterer wird es bei „Behold Antichrist“. Finster, bedrohlich und doch mit einem Hoffnungsschimmer versehen wird eine Hymne erschaffen, die den Zuhörer bei jedem Hördurchlauf neu überrascht. „Shoot them down“ ist ein weiteres packendes Duett, das insbesondere durch seine Geschwindigkeit zu überzeugen weiß. Die Lebensbeichte wird per „The Wasteland Of My Heart“ abgelegt. Sehr nachdenklich und doch optimistisch wird hier ein Blick zurückgeworfen. „Striking Darkness“ und „Seeds Of Time“ bilden das Outro aus diesem opulenten Werk. Endgültig Schluss ist anschließend mit dem „Theme Of Antichrist“. Ebenfalls ein ausladender Beitrag, der an Bombast kaum zu überbieten ist.
Fazit: Im Fall von „Therion“ ein Fazit zu ziehen, ist eine schwere Geschichte. 46 Songs, die alle vor Bombast, epischen Klängen und tiefgründigen Lyrics nur so strotzen. „Beloved Antichrist“ ist definitiv das anspruchsvollste Metal-Album seit Jahren. Dafür braucht man Zeit und einige Hördurchläufe, ehe sich der Handlungsstrang dem geneigten Zuhörer vollends erschließt. Diese CD-Box ist ein absoluter Pflichtkauf.

Label: Nuclear Blast (Warner)
Bandwebsite: http://www.megatherion.com/
Tracklist:
1. Turn From Heaven 3:06
2. Where Will You Go 2:15
3. Through Dust, Through Rain 5:01
4. Signs Are Here 4:21
5. Never Again 2:20
6. Bring Her Home 3:59
7. The Solid Black Beyond 3:47
8. The Crowning Of Splendour 3:34
9. Morning Has Broken 6:39
10. Garden Of Peace 3:25
11. Our Destiny 2:41
12. Anthem 4:18
13. The Palace Ball 5:20
14. Jewels From Afar 4:22
15. Hail Caesar! 5:10
16. What Is Wrong 2:07
17. Nothing But My Name 3:02
18. The Arrival Of Apollonius 5:06
19. Pledging Loyalty
20. Night Reborn 3:57
21. Dagger Of God 3:32
22. Temple Of New Jerusalem 4:01
23. The Lions Roar 3:43
24. Bringing The Gospel 4:44
25. Laudate Dominum 5:00
26. Remaining Silent 2:56
27. Behold Antichrist 4:40
28. Cursed Be The Fallen 2:00
29. Resurrection 3:41
30. To Where I Weep 5:57
31. Astral Sophia 5:42
32. Thy Will Be Done! 4:37
33. Shoot Them Down! 3:49
34. Beneath The Starry Skies 4:26
35. Forgive Me 9:41
36. The Wasteland Of My Heart 3:24
37. Burning The Palace 8:22
38. Prelude To War 0:38
39. Day Of Wrath 4:13
40. Rise To War 3:47
41. Time Has Come Final Battle 2:56
42. My Voyage Carries On 3:52
43. Striking Darkness 2:04
44. Seeds Of Time 1:38
45. To Shine Forever 2:06
46. Theme Of Antichrist 3:31

About Fabian Bernhardt

Check Also

Rezension: Mulberry Sky – Lion Queen

Dass Mulberry Sky sich nicht einfach in irgendwelche Genre-Schubladen stecken lassen, sondern viele verschiedene Facetten …