DIe Band Thought Factory

Thought Factory – Lost

Ein Debütalbum einer Progressive Metal Band die sich aus alten Hasen zusammensetzt? Drummer und Gitarrist haben mit namhaften Meistern Sessions gespielt? Gut, dieser Fünfer aus Frankfurt am Main, der unter dem Namen Thoughts Factory sein Debüt mit dem Titel „Lost“ wirft in seinen Promotexten mit großen Namen um sich: Symphony X, Dream Theater, Opeth, Ayreon, Transatlantic, Neal Morse… Für mich als Kritikter wäre hier der Punkt erreicht an dem ich zuerst  ich sage: Nicht schon wieder so eine Truppe die sich die großen Bands auf die Fahnen schreibt und einfach nicht liefert. Und dann, faiererweise: Challenge Accepted, ich finde das Haar in eurer Suppe und nagel euch drauf fest!

 

Tracklist „Lost“:Thoughts Factory - Lost - Artwork

1. Awakening

2. The Deep Forest

3. Desperation

4. Light

5. Voices from Heaven

6. No Way out

7. The Mire

8. Death of a Dream

Gesamtspielzeit: 65:30

 

Der Opener „Awakening“ beginnt keyboardlastig, mit Wucht auf der Gitarre und einigem Druck, bis sich nach etwa der Hälfte des Stückes alles bis auf die Keys verschwinden und Sänger Marcus Becker das erste Mal von sich hören lässt. Mit  „The Deep Forest“ folgt das erste Stück  von mehr als Zehn Minuten länge, von denen die ersten beiden in einem ruhigen, Ayreon’esken Part mit Flöten und  cleanen Gitarren vergehen, ehe ein melodischer, treibender Metal-Part losbricht. Es folgt ein weiteres auf-und-ab bis ab der Hälfte des Songs das Riffing dem von Opeth sehr ähnlich wird und sich ein „Growler“ hinzu gesellt als Gegenpol zum Sänger. Eine zynische Stimme in meinem Kopf frag sich kopfkratzend, ob das jetzt grade das Ergebnis des Experiments „Wie viele Synth-Soli passen in einen Song?“ war. „Desperation“ beginnt mit einem Synth-Intro ehe dann Furioses Metal-Riffing ausgepackt wird. Nummer 4, „Light“ ist eine melodiöse, sehr kurze Ballade mit Piano-Untermalung, bei der Marcus Becker sehr viel James LaBrie klingt. „Voices From Heaven“ klingt erfrischend positiv und ziemlich deutlich nach Porcupine Tree. Lockere Riffs, Mellotron im Hintergrund und trotz Tempo-und Lautstärkenwechsel bleibende positivität machen diesen Song Hörenswert. „No Way Out“ beginnt als kompromisslos thrashende Metalnummer, geht nur wenig vom Gas aber killt mit einem Ohrwurmrefrain und straighterem Aufbau. Irgendwie murmelt der Zyniker in meinem Kopf „Schnittmenge aus Threshold, Dream Theater und Evergrey“ aber das tut der Qualität keinen Abriss. Hammer!  „The Mire“ beginnt nur mit Keyboards und einem melodischen Gitarrensolo, welches sich gut mit „Arjen Lucassen meets Michael Romeo“ zusammenfassen lässt, ehe der Gesang die Melancholische Grundstimmung intensiviert. Der längste Song auf diesem Album, die Abschlussnummer „Death of a Dream“ beginnt ruhig mit Cello, Cleaner Gitarre und Syths, ehe eine Rythmisch komplexe harte Gitarre einsetzt, über das der Sänger seinen Text sehr kurz, prägnant und abgehackt fast schon rappt. Über eine laut-leise-schnell-langsam-heiß-kalt-Achterbahnfahrt wandert der Song ehe sich wieder die „Growlstimme“ zu Wort meldet und ein emotionales Finale einläutet.

 

Ich muss an dieser Stelle meine Befürchtungen zurückziehen: Thoughts Factory spielen auf hohem technischen Niveau, legen eine nicht zu verachtende Spielfreude vor und bestechen mit ihrer Bandbreite. Als Konzeptalbum bin ich insgesamt überzeugt von der Leistung dieser Kapelle. Allerdings bereiten mir jetzt andere Dinge Zahnschmerzen: je öfter ich dieses Album höre, desto mehr schlagen mir die Überdominanz der Keyboards (Vielleicht hätte man sich das eine oder andere Solo sparen können, dem Material wäre es dienlich gewesen) und die manchmal deutlich zu überkandierten Kompositionen aufs Gemüt. Auch habe ich manchmal das Gefühl dass zwischen den Dream Theater’esken Rythmusspielereien, dem Symphony X-artigen Gitarrensolosound, der Ayreon’schen Kombinationswut, der Neal Morse-haften Melodik, der gelegentlich Steven Wilson gemahnenden Harmonik das an Opeth angelehnte Riffing fast zu kurz kommt… Oder so Ähnlich. Spass beiseite. Ab dem zweiten Durchhören des Albums habe ich die Ohren offen gehalten nach dem gesucht was ich nicht schonmal irgendwo in ähnlicher Form gehört habe. So böse das auch klingen mag, das ist nur ein kleines Minus, denn das große Ganze ist wirklich mehr als zufriedenstellend. Bis auf einen Punkt. Jungs, wenn ihr euch entscheidet Growlparts in eure Musik zu integrieren, dann bitte richtig! Oder lasst sie weg. Was die Langzeitwirkung angeht bin ich neugierig wie lange „No Way Out“ noch zündend in meinen Gehörgängen verbleibt und „Voices from Heaven“ mich zum lächeln bringt. Ich bin gespannt wie die Livepräsenz dieser Band ist.

 

Meine Wertung 8/10 Punkten

 

 

About Spectre

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