Tibetréa sind eine Mittelalter-Combo aus der Nähe von München. Auf dem WGT 2012 gaben sie uns schon eine Kostprobe von ihrem neuen Album „Cadbodua“. Auf ihrem dritten Studioalbum zeigen sie sich sehr vielseitig und fantasievoll, wie im Folgenden rezensiert werden soll.
Catubodua ist eine gallische Kriegsgöttin in rabenähnlicher Gestalt, der Tibetréa ihr drittes Album „Cadbodua“ gewidmet haben. Dies spiegelt sich zum Einen im Albumcover wider, auf dem eine Metamorphose von einer Frau zum Raben abgebildet wird, zum Anderen aber auch in den Texten.
Wie bei vielen anderen Mittelalter-Bands auch, sind die Texte in verschiedenen Sprachen gestaltet (u. a. Deutsch, Englisch, Bretonisch und Latein). Thematisch dreht sich viel um Schlachten, Kämpfe, Siege und auch den Tod.
Mit Trommeln, sanften Melodieinstrumenten und geheimnisvoll geflüsterten Worten in einer exotischen Sprache wird das Album eingeleitet. Sängerin und Songwriterin „Elisabeth von den Schafen“ präsentiert gleich in den ersten beiden Songs die volle Vielseitigkeit ihrer Stimme: Im ersten Lied noch sehr hoch und engelsgleich, zeigt sie sich im „War Song“, der eigentlich vollständig in aztekischer Sprache ist, hart und tief, wobei sie von indianisch anmutenden Trommeln, einer bedrohlich-melancholischen Flöte und Ho! Ho!-Einrufen begleitet wird.
Der dritte, sehr melodische aber getragene Song, „Twa Corbiez“ nimmt zum ersten Mal direkten Bezug auf die Kriegsgöttin.
Das deutsche Lied „Todtentanz“ regt gen Ende mit seinem immer schneller werdenden Rhythmus und der slawisch angehauchten Melodie tatsächlich zum ausgelassenen Tanzen an.
Auf ein traditionelles bretonisches Instrumentalstück, das ebenfalls sehr gut tanzbar ist, folgt das „Piratenlied“, das teils in der gälischen Sprache Manx, teils in deutscher Sprache verfasst ist. Worum es in dem Lied geht, ist wohl überflüssig zu erwähnen.
„Call of Sirens“ behandelt den Mythos um die Frauen, die im Meer leben und durch ihren unwiderstehlichen Gesang Männer anlocken. Gesanglich wird dies sehr authentisch in einer leicht orientalischen Melodie umgesetzt.
Die „Merseburger Zaubersprüche“ müssen ja wirklich eine magische Wirkung haben, werden sie doch nahezu inflationär im Bereich der mittelalterlichen Musik interpretiert. Dieser Interpretation des zweiten Teils der Verse ist allerdings wirklich gelungen. Die fantasievolle, romantische Musik mit einem vielseitigen Einsatz verschiedener Instrumente und perfekt arrangiertem zweistimmigem Frauengesang regt zum Träumen an… bis zum dramatischen Ende.
Der nächste, wieder leicht melancholische Song, „Hinehukatere“ bezieht sich auf eine Legende der polynesischen Maori und ist auch wieder zweisprachig (maorisch und englisch) verfasst.
Von Polynesien kehren wir wieder zurück zu den amerikanischen Ureinwohnern und ihrer Spiritualität, der im „Song for Beli Mawr“ Ausdruck verliehen wird.
Auffällig ist hier die Untermalung durch ein Instrument, das an eine Trompete erinnert und somit eigentlich gar nicht dazu passt, sich aber dennoch als interessantes ergänzendes Element einfügt. Der Song ist, wie der „War Song“ von einem musikalischen Stil gezeichnet, den wir automatisch mit „Indianermusik“ assoziieren würden. Gegen Ende wird der Rhythmus des eigentlich eher getragenen Liedes schnell und tanzbar.
Es folgen die Vertonung des altenglischen Gedichts „Deor“ und das Epos „The Battle of the Trees“, das mit einer Schunkelmelodie noch einmal Bezug auf den Kriegsraben nimmt.
Das letzte Lied, „Zwergentanz“ ist wirklich ein ausgezeichnetes Tanzlied mit einer frechen eigenen Melodie, die sich gelegentlich des Themas „Hall of the Mountain King“ bedient. Wer sich hier leicht an finnische Humppaa-Musik erinnert fühlt, liegt nicht ganz falsch, denn der Song ist ein finnisches Traditional, das hier allerdings in englischer Sprache vorgetragen wird.
Fazit:
Das Album ist durchaus gelungen. Die Musik und die Texte sind vielseitig, aber dennoch zieht sich der thematische rote Faden durch alle Werke – obwohl die Texte von Sagen und Mythen aus den verschiedensten Teilen der Welt inspiriert sind. Auch das Albumcover und das Booklet sind sehr gelungen. Allein aufgrund der Tatsache, dass die Band sich mit ihrer Musik nicht allzu deutlich von Gruppen des gleichen Genres abheben kann, werden hier „nur“ 9 Punkte vergeben. Weiter so!
Tracklist:
- Assanta Machijuká
- War Song
- Twa Corbiez
- Todtentanz
- Laridé
- Piratenlied
- Call of the sirens
- Merseburger Zauberspruch II
- Hinehukatere
- Song for Beli Mawr
- Deor
- The battle of the trees
- Zwergentanz
Anspieltipps:
Call of the Sirens
Merseburger Zauberspruch II
Zwergentanz
Erscheinungsdatum:
Bereits erschienen
Link:
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