Hui, V2A hatte ich schon fast wieder vergessen. Als ich diese CD in den Händen hielt, kamen mir wieder Erinnerungen an das Debütalbum, das gute Harsh-Electro-Tanzkost bot und schon zum mitwippen anregte, als ich noch viel zu jung war, um einen Club überhaupt von aussen anzusehen. Damals war „EBM“ schon 4 Jahre lang draussen und die deutsch-englische Allianz, die aus 304, 316 und 654SMO besteht, schon eine relativ feste Größe, die mit großen Namen wie Suicide Commando, VNV Nation, Funker Vogt und XPQ-21 tourte und sich so eine große Fangemeinde erarbeitete. Dass es bis zum Nachfolger „Mechanized Infantry“ so lange dauerte, ist eher verwunderlich, denn 7 Jahre ohne Aktivität bedeuten normalerweise das Aus, so schnell, wie die Trends wechseln. So wie das Album aber klingt, war die Pause gar nicht so schlecht, denn wo das Debüt noch etwas unausgereift wirkte, klingt „Mechanized Infantry“ absolut auf den Punkt und absolut zeitgemäß.
So zeitgemäß, dass ich nicht unbedingt weiss, was ich zu diesem Album schreiben soll, denn V2A bieten, ähnlich wie die ebenfalls vergleichbaren Straftanz oder Agonoize, genau das, was die Clubs wollen. Das sind harte, synthetische Bässe, verzerrte Stimmen, einprägsame Melodien, Bassdrum auf die 4 und viel noisigen Lärm, garniert mit parolenhaften Texten wie „Body Machine Body – 1,2,3,4“ (aus „Body Machine Body“). Titel wie „Stahltanz“, „Electro Whore“ oder auch „Body Hammer“ sprechen da eine Sprache, die selbst die dümmste Terrorschlampe im hässlichstenübertriebensten MüllmannCyberoutfit verstehen sollte. Just another Electro-Act sind V2A trotzdem nicht, denn um dieses Album komplett zu ignorieren, muss man zu viel Clubmusik viel zu laut gehört haben. Dann wäre man nämlich taub.
Gerade für Clubgänger und DJs ist dieses Album empfehlenswert, wer das noch nicht merkte, ist eine Terrorschlampe. V2A fräsen sich mit Hochdruck in Gehörgang und Tanzmuskel und erschlagen einen geradezu mit einer sauber programmierten Wall of Sound, die jede Black Metal-Band in Sachen Härte zu Staub verarbeitet, ohne eingängige Melodien außen vor zu lassen („Jesus loves You“). Auch der Gesang lässt ausnahmsweise nichts zu wünschen übrig, denn es klingt ausnahmsweise mal nicht wie die x-te Kopie von Johan van Roy (Suicide Commando). Die eingängigen Parolen von „Stahltanz“, „Body Hammer“, „Contagen“ oder „Body Machine Body“ sollten aus den Industrial-Hallen nicht so schnell verschwinden.
Fazit:
Clubmusik as Clubmusik can be, sogar ordentlich produziert. Man hört deutlich heraus, dass hinter „Machinized Infantry“ ein erfahrenes Trio sitzt, das sich nicht darauf beschränkt, eine bekannte Band zu kopieren/parodieren und zu hoffen, damit einen Hit zu landen. In diesem Arbeitseifer entstand ein sehr starkes Album, hinter dem ordentlich Potential steckt und dem man auch anmerkt, dass an ihm eine lange Zeit mit Hochdruck gearbeitet wurde. Das gefällt mir in Zeiten des Electro-Overkills ausnehmend gut, da neben dem ganzen uninspirierten Geschranze und auf evil getrimmten Hardstyle, der sich heutzutage schändlicherweise Industrial schimpft eine Band, die sich tatsächlich Mühe gibt, noch mehr auffällt. Ein lange vergessenes, aber sicher bald wieder komplett entstaubtes Sternchen am großen, weiten Clubhimmel. Rock’n’Roll. Halt. Falsch. Egal. Ich geh tanzen.
Trackliste:
- DK
- Stahltanz
- Jesus Loves You
- Zero
- Mechanizm
- Contagen
- Demons
- Kill-9
- Electro Whore
- Body Hammer
- Judda
- Body Machine Body
- Mercy for the Weak
- Deliver us from Evil
Anspieltipps:
– Jesus loves you
– Demons
– Electro whore
– Body Hammer
Erscheinungstermin:
27.03.09