Seit ein paar Jahren sieht man bei Festivals zunehmen Teilnehmer, die anstatt Schwarz bevorzugt Brauntöne tragen und statt Silber Messing- und Kupferschmuck. Hinzu kommen häufig noch Spielereien, wie technischer Krimskrams, Goggles und Zylinder. Die Rede ist von Steampunks. Doch woher kommt Steampunk eigentlich und weshalb versammeln sie sich ausgerechnet zunehmend in der „schwarzen Szene“?
Steampunk kommt aus England und basiert auf der Idee, dass unsere Zivilisation ab der viktorianischen Epoche die Dampfmaschine weiter entwickelt hat und nicht die Elektronik. Literarische Vorlagen dafür liefert z.B. H.G. Wells, der „die Zeitmaschine“ geschrieben hat oder auch Jules Verne, aus dessen Feder Werke wie „20 000 Meilen unter dem Meer“ und „Reise um den Mond“ stammen. Der Oktopus aus „20 000 Meilen unter dem Meer“ ist gar mittlerweile eine Art inoffizielles Symbol der Steampunkbewegung geworden. Besondere Affinität gilt auch Luftschiffen, Zahnrädern und jeglicher Art von technischer Spielerei. Technisch Versierte schaffen so Computer oder andere Alltagsgegenstände im Steampunkdesign oder entwerfen gänzlich neue Gerätschaften und Kuriositäten. Wer eher in Handarbeiten bewandert ist, näht sich seine aufwändigen Outfits selbst. Zwar gibt es von den großen Herstellern oder im Ausland bereits entsprechende Shops mit Steampunkkleidung und Accessoires, doch ist die Auswahl meist eher gering und der Preis umso höher.
Die Kleidung ist ausgehend von der viktorianischen Epoche inspiriert, was die gern getragenen Korsetts und Zylinder erklärt. Da Steampunk jedoch in der Zukunft angesiedelt ist, werden diese Stilelemente individuell weiterentwickelt. Dabei sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, was der Name „Steampunk“ schon im Namen trägt.
Und warum ausgerechnet die „Schwarze Szene“? In England ist Steampunk schließlich auch etwas völlig Eigenes. Ich erkläre es mir so, dass es einfach eine Menge Schnittstellen gibt. Auch in der schwarzen Szene sind Korsetts, Zylinder und viktorianisch angehauchte Gewänder beliebt. Mit seiner Tendenz, wertige Gegenstände zu schaffen anstatt billigen Plastikzeugs, übt Steampunk auch eine Gesellschaftskritik an der heutigen, oberflächlichen Wegwerfgesellschaft aus. Höflichkeit und Umgangsformen sind ebenfalls Werte, die im Steampunk gepflegt werden und auch von vielen Anhängern der schwarzen Szene geschätzt werden. Es ist auch vorstellbar, dass der in der Szene beheimatete Romantizismus sich gut mit der Retroromantik des Steampunk verträgt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass viele aus der schwarzen Szene zunehmend auch Steampunk für sich entdecken und in beiden Szenen beheimatet sind. Häufig werden auch Stilelemente beider Richtungen kombiniert, das Eine schließt das Andere nicht aus, sondern ergänzt sich.
Musik steht beim Steampunk nicht im Vordergrund. Bislang gibt es in Deutschland wenige Bands, die mit Steampunk assoziiert werden. Ein Beispiel sind Coppelius, die sowohl in der Gothicecke beheimatet sind, als auch im Steampunk. Weitere bekannte Bands sind Abney Park und Steampowered Giraffe.
Wer sich mehr dafür interessiert: In Deutschland hat Steampunk eine eigene Plattform, die losgelöst von der schwarzen Szene organisiert ist. Näheres über Steampunk in Deutschland gibt es im Rauchersalon und beim Clockworker.