Wolfgang Schwerdt - Vampire, Wiedergänger und Untote (Buchcover)

Wolfgang Schwerdt – Vampire, Wiedergänger und Untote – Auf der Spur der Wiedergänger (Buchrezension)

Wolfgang Schwerdt - Vampire, Wiedergänger und Untote (Buchcover)

Der studierte Betriebswirt Wolfgang Schwerdt ist Jahrgang 1951 und arbeitet heute als freiberuflicher Journalist und Buchautor, der sich den Themen Archäologie, Kultur- und Schifffahrtsgeschichte widmet. Eines seiner kürzlich erschienenen Bücher trägt den Titel „Vampire, Wiedergänger und Untote – Auf der Spur der lebenden Toten“. Vampire haben die Menschen wohl schon immer fasziniert und diese Faszination hält bis heute an. Auch die Schwarze Szene ist in Teilen vom Vampirismus geprägt. Schwerdt schafft einen kurzen Überblick über die Entstehung und die Geschichte der Mythen über Untote in Europa und zieht Parallelen zu ähnlichen Phänomenen in anderen Kulturen.

In den ersten Kapiteln wird der Facettenreichtum des mythologischen Monsters dargestellt, wobei man neben den gängigen Eigenschaften (trinkt Blut, mag weder Knoblauch noch Kruzifixe, werden durch Pfählen getötet etc.) erfährt auch einige etwas überraschendere Fakten erfährt, z. B., dass der Zählzwang des Grafen aus der Sesamstraße gar nicht so weit hergeholt ist und, dass man Verstorbene aus Angst vor deren Wiederkehr früher in den entsprechenden Gegenden oft auf äußerst seltsame Art und Weise zum Friedhof transportierte.
Der Vampir war zwar nach Volksglauben ein Untoter, aber auch Lebende konnten leicht zum Vampir gemacht werden – nicht weiter verwunderlich, schließlich wird immer und überall nach einem Verantwortlichen für Missgeschicke und Unglück gesucht.

Buchautor Wolfgang Schwerdt

Die Angst vor den bzw. der Glaube an die wiederkehrenden Toten hat ihren Ursprung allerdings nicht in Transsylvanien. Wir wissen ja schon von den alten Ägyptern, dass sie die Grabmäler ihrer Verstorbenen mit allerlei nützlichen Alltagsgegenständen ausstatteten, da sie von deren Auferstehung überzeugt waren. Aber auch in China, Afrika und Griechenland wurden vergleichbare Funde gemacht. Der Totenkult ist offensichtlich fast so alt wie die Menschheitsgeschichte. Die Tatsache, dass viele solcher Grabstätten äußerst luxuriös eingerichtet waren, lässt darauf schließen, dass auch diese Kulturen ein Interesse daran pflegten, dass die Verstorbenen nicht zurückkehrten. Allerdings muss dies nicht immer an Angst vor „bösen Geistern“ gekoppelt gewesen sein. So hoffte man z. B., dass keltische Herrscher als Heroen in das Totenreich eingingen und über die Menschen wachten.

Nach diesem Exkurs schlägt der Autor einen Bogen zur Romantik des 19. Jahrhunderts und damit natürlich zur Literatur, die von den gesellschaftlichenUmbrüchen geprägt war (französische Revolution, Aufklärung etc.). Die Aufklärung ließ keinen Platz mehr für einen Vampir-Aberglauben, jedoch suchten viele Menschen zur Zeit des teils Furcht einflößend rasanten Fortschritts ein Ventil und flüchteten sich in das Irrationale. Der Vampir, der übrigens schon im alten Volksglauben auch als psychischer Vampir aufgefasst werden konnte, der den Menschen ihre Energie raubt, wurde von Voltaire ebenfalls aufgegriffen – als Symbol für „blutsaugende“ Börsenspekulanten, Händler und  Geschäftsleute. In dieser Zeit entsteht auch der wohl bekannteste Vampirroman, Bram Stokers „Dracula“, der allerdings keine Weiterentwicklung des ursprünglichen Vampirs darstellt, sondern eine literarische Schöpfung mit eigenen Charakter ist.

Abgeschlossen wird mit dem Vampir in der modernen Literatur und dem modernen Film. Hier kommt es wieder zu einer Neuschöpfung, denn die „Twilight“-Vampire kann man, trotz einiger Gemeinsamkeiten, wie z. B. dem Nackenbiss und der körperlichen Erscheinung (anmutig und grazil, aber extrem stark) beim besten Willen nicht mehr mit „Dracula“ vergleichen. Der Vampir hat in unserer modernen Gesellschaft nicht mehr diesen Symbolcharakter, da dieser auch gar nicht mehr nötig ist.

Fazit:

Man erfährt viel über die Mythen um den Vampir und die Untoten im allgemeinen, ohne, dass der Autor dabei abschweift oder langatmig wird.

(10 von 10)

Das Wesentliche des Themas wird kompakt auf weniger als 150 Seiten beschränkt und bietet somit einen sehr guten Einstieg für den interessierten Leser. Obwohl es sich um eine wissenschaftliche Arbeit handelt, liest man hier keinen staubtrockenen Professorenjargon, sondern einen lockeren Stil mit einigen humorvollen Stellen. Zudem sorgen zahlreiche Abbildungen für Abwechslung und ein noch besseres Verständnis. Ein absolut empfehlenswertes Buch, an dem es nichts zu beanstanden gibt und das daher volle 10 Punkte erhält!

Verlag:
Vergangenheitsverlag

About Mustaveri

Alter: 28 Beruf: Übersetzerin (freiberuflich) Lieblingmusik: Metal (Death, Dark, Black, Thrash, Symphonic, Gothic) Hobbys: Musik, Sport, Schreiben, Kunst, Kochen

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