Austere sind Geschichte. Ich kann nicht gerade behaupten, dass mich dieser Umstand sonderlich gestört hätte, konnte ich schließlich mit der Musik der Australier noch nie etwas anfangen. Und da ich „Woods of Desolation“ durch diverse Überschneidungen unweigerlich mit dieser Gruppe in Verbindung bringe, habe ich mich bisher auch kaum mit ihnen befasst. Aus heutiger Sicht leider eine riesige Wissenslücke, die ich an dieser Stelle mit einer Rezension ihres aktuellen Werkes „Torn beyond Reason“ ausbessern möchte.
Entschuldigend muss angemerkt werden, dass die vorangegangenen Rezensionen Bände sprachen, was die Kurzweiligkeit dieser Gruppe anging. Auf langweiligen DSBM Gitarrenmatsch ohne Seele habe ich keine Lust und unsere Leser sicher nicht viel mehr. Natürlich sind auch Austere kein depressiver Standard, aber ihre nach Alternative-Rock klingenden Auswüchse hatten meiner Meinung nach in einer „Black Metal“ Band nichts zu suchen. Nun haben auch
Woods of Desolation einen nicht gerade kleinen Post-Rock Einfluss, aber hier erscheint er auf keinen Fall deplatziert. Merkwürdigerweise kann ich mich sogar sehr gut mit dem gelungenen Clean-Gesang in „Somehow…“ anfreuden. Und grade dieses Stück zählt neben dem vorangegangenen „Darker Days“ zu meinen Favoriten auf der eigentlich fast durchgehend perfekten Scheibe.
Bei einem Werk solcher Epik, fragt man sich wirklich was man dazu großartig schreiben soll. Eigentlich legt man die Scheibe ein und verliert sich ohne weiteres in einem dunklen Sog aus purer Melancholie. Seit ihrer mittelmäßigen Vorgänger MC hat sich viel getan. Jedes Instrument entfaltet ein eigenes perfekt rauszuhörendes Klangspektrum und stehen innerhalb der gesamten 38 Minuten Laufzeit durchgehend im Vordergrund. Texte werden nebensächlich, und eigentlich kann mir auch niemand erzählen dass er aus dem stark in den Hintergrund gerutschten gekreische auch nur ein Wort versteht. Tatsächlich verlieren Worte hier so sehr an Wert, dass selbst das halb-akustische Instrumental „November“ nicht als bloßer Füller gesehen werden kann. Viel mehr als kann ich hier schon nicht sagen. Schade dass die Scheibe erst im Februar erscheint – sie wäre die perfekte Untermalung zur kalten Jahreszeit geworden.
Fazit: „Torn beyond Reason“ ist kein Black Metal Album. Zumindest kein reines – die von Lifelover so gern verwendete Beschreibung „Depressive Rock“ passt hier wohl am besten. Für gewöhnlich meckere ich bei sowas gerne, aber wenn ein Album so an Perfektion grenzt wäre schon beinahe eine Höchstpunktzahl gerechtfertigt. Ich gebe dem ganzen trotzdem „nur“ 9 Punkte weil ich hoffe das noch etwas Luft nach oben ist. Ich kann hier nur eine absolute Kaufempfehlung aussprechen – so ein Album hatte ich von Austere-Überbleibseln nicht erwartet.
Meine Meinung: Sind die Meinungen von Zigeunerjunge und mir zu Austere, Woods of Desolation, der Musik und dem Empfinden hier vollkommen unterschiedlich… so ist unsere Meinung zur Perfektion, Bewertung und Begeisterung eindeutig gleich. War ich einst über die Trennung von Austere – einer meiner Lieblingsbands – sehr entrüstet, waren meine Hoffnungen über eine neue Scheibe von Woods of Desolation eher klein. Denn ältere Werke wie Sorh wussten aufgrund der fehlenden Atmosphäre, das was eben Austere mit „To Lay Like old Ashes“ ausmachten, und des überladenem Sounds nicht zu überzeugen.
Umso größer war die Begeisterung beim ersten durch-hören der neuen Platte „Torn beyond Reason“. Eine ordentliche Portion von Austere, tiefe Atmosphäre und den passenden Touch „Woods of Desolation“ machen dieses Album zu einem großen Hörerlebnis. Und wer mit Austere einst verschmelzen und vor sich hin Träumen konnte, der wird hier die Augen nicht mehr öffnen wollen. Woods of Desolation schufen mit „Torn beyon Reason“ ein Meisterwerk, welches ich mir bei Austere als Fortsetzung gewünscht hätte. Geil!
Titelliste von „Torn beyond Reason“
- Torn beyond Reason
- Darker Days
- An Unbroken Moment
- The Inevitable End
- November
- Somehow…
Anspieltips:
> Darker Days
> Somehow…
Erscheinungstermin:
25.02.2010
http://www.myspace.com/woodsofdesolation