Ja mei! Woas issen des? Zwei österreichische Seppel die Folk und Black Metal Elemente mit Alpengejodel vermischen, sich selbst als „Alpine Folk Metal“ betiteln und mit bester Bierzelt-Atmosphäre mal eben in gar keines der gängigen Standardmuster passen? Da bleibt auch dem gestandenen Metaller nur das Maßbier raus zu holen und zu Wurzlzwergs Dwarf King Rievezåhl eine Volksmusik der etwas anderen Art zu genießen.
Sollte ich jetzt allerdings den Eindruck einer seelenlosen Partykapelle im Korpiklaani Stil erweckt haben, muss ich mich direkt dafür entschuldigen,
denn die von der Band angegebene Intention hinter der Gruppe um die beiden Ösis „Rievezåhl“ und „Bergteifi“ ist wesentlich hintergründiger und eigenständiger als man es von anderen Kollegen aus der Folkecke gewohnt ist. Neben der wohl selbstverständlichen Liebe zur Natur haben es sich die zwei nämlich zur Aufgabe gemacht, Märchen und Mythen ihrer Heimat zu vertonen und dabei eben auch wesentliche Querverweise zur traditionellen Volksmusik der Alpen zu ziehen. Was für den
einen wie ein Unding erscheinen mag, funktioniert dabei in der Praxis unheimlich gut und erinnert kurzweilig sogar an Nargaroths letztjährigen Überraschungssong „Frühling.“
War ich zugegebenermaßen bei den ersten rumpeligen Grunzklängen von „dFreid fan Lebm“ zunächst sehr schockiert und sah mich schon in der Not eine junge Band schlecht da stehen lassen zu müssen, wandelte sich die anfängliche Skepsis schnell in pure Begeisterung. Fröhliche Riffs zu amüsanten Akzentgesang der zwischen Krächzen, Growls, Cleanvocals und sogar Gejodel wie im zweiten Stück „Hint ummi dLeidn åwi“ wechselt. Dazu stimmige Instrumente wie Flöte und Akkordeon sowie eine wirklich schöne und klare Produktion für ein selbst produziertes Debüt und fertig ist eine Partytaugliche Scheibe zu der sich selbst in einer Lederhose oder Trachten zünftig Headbangen lässt.
Fazit: Trotz aller Eigenständigkeit kommen einem bei Stücken wie dem Titelsong „Dwarf King Rievezåhl“ und „Hoch dahebst de Stüfin“ immer wieder große Namen wie etwa Finntroll in den Kopf – mit denen sich die beiden schon jetzt messen dürfen. Selten war ich von einer Scheibe Folk Metal so begeistert, dass es fast schon traurig ist, dass die Spielzeit der vier Songs sehr knapp bemessen ist. Wenn man sich selbst nicht zu ernst nimmt und auch ungewöhnlichen Ideen im Metal nicht mit Scheuklappen begegnet, wird man mit dieser EP nur Spaß haben können. Mehr davon bitte – bis dahin stell ich das Bier kalt.
Titelliste von „Dwarf King Rievezåhl“
- dFreid fan Lebm
- Hint ummi dLeidn åwi
- Dwarf King Rievezåhl
- Hoch dahebst de Stüfin
Anspieltips:
Jedes Stück kann als Anspieltip fungieren
Erscheinungstermin:
Ende Juni 2010
http://www.myspace.com/wurzlzwerg