XMH: Stafe Of Mind
XMH: Stafe Of Mind

XMH – State Of Mind (Review und Kritik)

XMH: Stafe Of Mind
XMH: Stafe Of Mind

Wer Hellektro bzw Hellelektro lediglich auf das Deutsch-Französische Cyber-Projekt EXT!ZE reduziert, dem ist die niederländische Combo XMH noch nicht zu Ohren gekommen. Bereits im Gründungsjahr 2005 erreichte die Debüt-Single „Life“ die Dutch Underground Charts (DUC) und war fortan ein halbes Jahr lang nicht mehr aus den Platzierungen wegzudenken. Nach diesem Meilenstein releasten Benjamin Samson, Isa Garcia und Pieter Sperling 2007 in Eigeninitiative das erste XMH-Album „Time To Play“. Unter Vertrag bei Danse Macabre schmeißen die drei Niederländer ihre düster-technoiden Klänge mit „State Of Mind“ auch auf dem deutschen Musikmarkt.

Dass die Holländer nicht nur Hard-, Jumpstyle und House fabrizieren können, stellen Benjamin S. (ehemals bei Active Disorder) und seine Gefolgschaft eindrucksvoll unter Beweis. Mit Texten in englischer Sprache mit deutschen Samples (u.a. in „Komasaufen“) sowie drei Remixen von Chai, Implant und Xotox bringen die Holländer rechtzeitig zum Sommer ein Scheibchen auf den Markt, das die elektronische Szene vermutlich bis Ende des Jahres noch beschäftigen wird.

XMH - Isa, Benjamin, Pieter

„Dictate“ klingt anfangs noch ziemlich nach dem VNV Nation-Remix von Suicide Comandos „Hellraiser“, entwickelt sich dann aber doch noch zu einem soliden Floorfiller Marke XMH mit allem, was man für einen Szene-Tanztrack braucht: dominante Beats, Melodie, Effekte und natürlich eine leicht aggressiv wirkende Endzeitstimmung.
Auf diesen brachialen Opener folgt der von Pieter getextete Song „WasteD“, zu dem auch das XMH Promovideo gedreht wurde. Im direkten Vergleich zu „Dictate“ oder „State Of Mind“ zieht der Video-Track aber den Kürzeren: Es fehlt ein wenig an Besonderheiten – schnell hat man sich den Song übergehört.

Wesentlich interessanter schallt „State of Mind“ durch das heimische Audiosystem. Für Freunde langsamer Rhythmen dürfte es sich hierbei um einen Tanzflächenmagneten handeln – kraftvoller Beat neben gut arrangierten Melodien aus den Synthesizern laden zum Träumen ein.
Für den schnelleren Industrial-Dancer liefern Benjamin Samson und seine Mitstreiter ebenfalls die richtige Klangumgebung: „Truth“ droht regelrecht die Anlage zu sprengen mit seinen prasselnden Beats, einem wahren Höllenfeuer aus Effekten und dem auf der Bandhomepage nachzulesenem Text zwischen dem Meer aus Samples – „There’s no more democracy, […] Believe the Lie“.

„Rape your live with alcohol
Drown your brain in booze
Drink ‚till the morning comes
We’ll see who will loose.“

Track 5 des Albums thematisiert ein Problem der aktuellen Jugend – den verantwortungslosen Umgang mit Alkohol. In „Komasaufen“ greift Benjamin auf die Berichterstattung über den tragischen Tod des 16-jährigen Berliners Lukas W. im März 2007 zurück. (Weiterlesen) Ein mahnendes Beispiel, das trotz der Brisanz in unserer Gesellschaft wohl leider ungehört bleiben wird.

XMH - Pieter, Benjamin, Isa

Ein winzig kleines bisschen erinnert der Beginn von „Neon Venus“ an Northern Lite – auch hier könnte dies an den verwendeten Synths liegen. Der von Wim de Nooyer stammende Text wird von Isa dargeboten und von einem leicht verträumten Klangrahmen unterstützt. Man erkennt gut die musikalische Verwurzelung in den technoiden Grundierungen, die mit dem typisch schwarz-elektronischem Beat verwaschen werden. Es entsteht ein schwarz-technoides Gebilde, welches sich deutlich von anderen Dark Electro-Acts abhebt.
Einen weiteren Schritt in Richtung Techno-Szene machen XMH mit „Cryogenic Fire“, eine Komposition, die nach einem guten Cocktail aus House, Trance und Dance, abgeschmeckt mit einem Hauch Endzeitgewürz schmeckt.

EBM-lastiger, treibender und hinreißend tanzbar lockt „Abuse“ die schwarze Meute auf die Tanzfläche. Auch hier beweisen XMH ein weiteres Mal, dass man sich mit dem Zeitgeschehen, so unangenehm und widerwärtig es auch sein mag, auseinandersetzen sollte. So gern man es wohl auch ignorieren möchte – auch im Falle von Missbrauch lässt sich das stetige Vorhandensein nicht verleugnen.
Wenn man gerade schon dabei ist, thematisieren wir doch weiter aktuelles Zeitgeschehen. So oder so ähnlich könnte Benjamin gedacht haben, als er „10 Miles Away“ zu Papier brachte, erinnert mich dieser Song doch an all die Kriege, die offiziell ja doch gar keine sind oder waren. Musikalisch befinden wir uns wieder im tiefsten Dark Electro: Beats und Synths bestimmen den Charakter des Songs und ein gewisser unzufriedener Grundton schimmert zwischen den Klängen hindurch.

Etwas besonderes, was sich von den anderen Tracks des Albums abhebt, ist gewiss „Tears in Rain“. Nicht nur die Tatsache, dass es ein Instrumentaltrack ist,  sondern auch die gesamte Erscheinung des Songs machen ihn zu einem Sahnestück der Platte und auch in der Liste der Veröffentlichungen „made by XMH“.

XMH

Die letzten drei Tracks der XMH-Veröffentlichung sind die Remixe von Chai Deveraux (Jesus on Extasy), Len Le und Soman.
Den Reigen der Remixxer eröffnet Chai, der sich erfolgreich an „Neon Venus“ versuchte. Er schaffte es, den Charakter des Songs in keinster Weise zu beeinflussen und dennoch etwas angenehm abgerundetes zu schaffen. Chai’s Remix ist melodischer und wirkt voller als die Orginalversion von XMH.
Der Belgier Len Lemeire bearbeitete den Titeltrack des Albums – State Of Mind. Der Paleo Christ-Remix vereint mehrere Stile in sich. In der hintersten Ecke glaubt man ein wenig Combichrist zu vernehmen, gleich daneben ein wenig Aesthetic Perfection.
Am Ende der Langspielplatte steht noch Cryogenic Fire, remixxed by Soman. Treibender als das Orginal und mit einer großen Hand voll weiter „Zutaten“ klingt der Remix leider eher nach „Handtaschenhouse“ auf Pitch +6 und trifft damit zumindest meinen Geschmack überhaupt nicht.

BassTierchen

Fazit: Hört man sich chronologisch durch die Veröffentlichungen von XMH erkennt man deutlich die Wurzeln im technoiden Holland. Mit State Of Mind bewegt sich das Trio um Benjamin Samson auch musikalisch sehr direkt auf die schwarz-elektronische Szene zu, weg von Technoevents wie Qlimax oder Loveparade. Ebenfalls erfreulich ist die Themenwahl, die der Gesellschaft einen (wenn auch nicht ganz objektiven) Spiegel vorhält.






Tracklist:

  1. Dictate
  2. WasteD
  3. State Of Mind
  4. Truth
  5. Komasaufen
  6. Neon Venus
  7. Cryogenic Fire
  8. Abuse
  9. 10 Miles Away
  10. Tears In Rain
  11. Neon Venus (Chai Remiy by Jesus On Extasy)
  12. State Of Mind (Paleo Christ Remix by Implant)
  13. Cryogenic Fire (NoxVox Remix by Soman)
(9 von 10)

Anspieltipps:

Tears in Rain
Truth
Komasaufen

Veröffentlichnung: 14.05.2010

XMH Homepage

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