Heutzutage einen Labeldeal mit einem vergleichsweise großen Label wie zu bekommen, ist eigentlich ganz einfach. Man nehme ein bisschen von Großer Band X, ein bisschen von Großer Band Y, garniert mit einem großen Teil Große Band Z und verpasst dem ganzen ein optisch ansprechendes Konzept. Denn darüber werden Anzeigen in Orkus, Zillo etc. erst effektiv. Viel Spaß mit den 15 Minuten Ruhm.
Den klassischen Weg zum Erfolg haben aber viele vergessen. Der wäre Proben, einen eigenständigen Sound finden, konstante harte Arbeit und viel Entbehrung. Clan of Xymox gehen diesen steinigen Weg seit 25 Jahren und haben neben konstant starken Alben, die bis zuletzt über das kleine Labels erschienen, auch eine erkleckliche Anzahl an Hits geschrieben. „Jasmine and Rose“ oder „Louise“ sind nur die bekanntesten davon. Auf „In Love We Trust“ gibts für Suchtis noch weitere Hochkaräter dieses Kalibers.
Denn Songwriting, richtig gutes Songwriting, ist etwas, das die ganzen Bands, die derzeit in Zillo-Anzeigen wohl auch nie gelernt haben, heißen sie nun Schöngeist oder Down Below, deren Songmaterial die Überlebensdauer einer krebskranken Eintagsfliege hat. Clan of Xymox, die ich noch in keiner Anzeige gesehen habe, bieten zwar nicht unbedingt das schicke Outfit von Neoscope und co., aber etwas, das diese Bands wohl nie erreichen werden: Gute Songs mit Langzeitwirkung auf einem starken Album.
Und das funktioniert nicht, indem mal 2 Hits und 10 Füller auf ein Album holt. Auf „In Love We Trust“ hat jeder Song seine Daseinsberechtigung, denn das große Potential des Albums ist, dass es nicht langweilig wird. Es wird im Laufe der Zeit sogar spannender: „In Love We Trust“, „Home Sweet Home“ oder „Hail Mary“ sind richtig guter, elektronisch angereicherter und moderner Goth Rock, der die Platzhirsche dieses Genres, Diary of Dreams, ordentlich unter Druck setzt und oft sogar toppt. Herausragend ist hier „Emily“, das aus dem Stand ein Klassiker in der CoX-Diskographie zu werden verspricht.
Fazit: „In Love We Trust“ ist also nicht mehr oder weniger geworden als das, was ich erwartet habe: Ein richtig geiles Album. Zwar nicht die beste CoX-Scheibe, doch hier von „schlechter“ zu sprechen ist Jammern auf einem extrem hohen Niveau. Neben dem Überhit „Emily“ hat das Album nämlich auch weit mehr zu bieten: Interessante Songs, handwerklich prima gemacht und gut produziert sind heutzutage nicht mehr allzu selbstverständlich bei einer Band, die über das Demostadium schon hinaus ist. Fuck the Hype, Clan of Xymox zeigen euch, wo der Goth-Hammer so hängt!
Tracklist:
- Emily
- Hail Mary
- Desdemona
- Judas
- In Love we Trust
- Sea of Doubt
- Morning Glow
- Home Sweet Home
- Love Got Lost
- On A Mission
VÖ: 28.08.09
Anspieltipps:
– Emily
– Hail Mary
– Desdemona
– Home Sweet Home