Heute in unserer Rubrik Solitary haben wir Gared Dirge von Lord of the Lost.
Der im März 1987 in Hannover geborene Musiker wird berechtigterweise als Wunderkind der Instrumente bezeichnet, jedoch ist er niemand der sich auf solchen Lorbeeren ausruht, sondern er bildet sich weiter und arbeitet sehr hart an sich, an seiner Musik, seinem Können. Gared fühlt und lebt die Musik, was er uns auch in seinen Live Auftritten mit Lord of the Lost immer wieder zu spüren gibt.
Musik hat im seinem Leben schon immer eine große Rolle gespielt, was man auch an der Leidenschaft für diverse Instrumente, die er beherrscht, merkt. Auch hat er eine immense Bühnenpräsenz und weiß, wie er das Publikum mitreißen kann.
Thomas Harm von Custom Guitar Cyan hat eigens mit Gared seine Baritone Guitar N.O.R.A. entwickelt. Sie ist in ihrer Art ein Unikat. Weiter unten im Artikel könnt ihr euch einen Eindruck seines Könnens machen.
Einen weiteren kleinen Einblick in sein Leben und sein Denken bekommt ihr in diesem Interview:
Wann kamst du das erste Mal mit Musik in Berührung? Gab es ein Schlüsselerlebniss?
Ja, meine Geburt. Ich wurde in einen Haushalt mit zwei musikalischen Elternteilen und einem schon immer vorhandenen Klavier hineingeboren, also war mein erster Atemzug quasi die erste Berührung mit Musik.
Wann hast du angefangen Instrumente zu lernen und welche?
Los ging es mit Klavier, an das ich mich schon mit 2 oder 3 Jahren ran gesetzt habe, also sobald ich wusste, dass man mit seinen Fingern da drauf lustige Dinge tun kann. Mit 5 kamen dann Schlagzeug und wenig später Vibraphon dazu. Diese 3 Instrumente waren daraufhin meine Hauptinstrumente. Mit ca. 12 habe ich dann angefangen, mich autodidaktisch mit Gitarre zu beschäftigen, als ich in einer Kellerecke eine eingestaubte Akustikgitarre von meinen Eltern fand.
Es ist recht schwer, etwas außer dem aktuellen Geschehen bei LotL in Erfahrung zu bringen. Mich interessiert was du musikalisch vor LotL gemacht hast.
So einiges. Ich war jahrelang mit dem Vibraphon im Jazz unterwegs, habe mich parallel dazu durch diverse Schüler-Rockbands im Freundeskreis getrommelt und mehrmals erfolgreich am Wettbewerb „Jugend Musiziert“ als Schlagzeuger/Percussionist teilgenommen.
Du wirst oft als Wunderknabe bezeichnet durch dein immenses Können an den Instrumenten. Wie stehst du selbst dazu?
Das Wort „Wunderknabe“ fällt ja schon meistens, wenn man sehr früh anfängt, Musik zu machen. Das mag bei mir durchaus der Fall gewesen sein, aber es ist auch wichtig in Betracht zu ziehen, wie lange und wie stark man das durchzieht. Viele fangen vielleicht früh an, aber hören spätestens in ihrer Pubertät auf. Das kam für mich nie in Frage. Für mich gab es nie etwas anderes außer Musik. Sport etc. hat mich nie interessiert, also habe ich ganz naturgemäß meinen vollsten Elan immer in die Musik gesteckt, wenn auch zum Leidwesen meiner Schulkarriere. Aber who cares. Wenn ich also als Wunderknabe bezeichnet werde, sage ich immer „Man tut, was man kann!“. Wenn es mir leichtfällt, viele Instrumente gut bis sehr gut zu spielen, dann tu ich das auch. Quasi das Streben nach dem ultimativen musikalischen Wissen.
Welchen Stellenwert hat Musik für dich?
Ungeschlagene Nummer 1! Danach kommt erst mal eine ganze Zeit lang nichts, wenn überhaupt noch was.
Könntest du dir ein Leben ohne Musik vorstellen?
Niemals. Ohne Musik – ohne mich!
Welche Musik hörst du selbst am liebsten?
Das reicht von klassischer Klaviermusik über Plastikpop à la Lady Gaga bis hin zu diversem Metal-Geschredder.
Mich interessiert immer sehr, was Musiker über dieses in Genre packen denken. Siehst du das als positiv oder bist du wie ich der Meinung, dass jeder Künstler die Freiheit hat sollte sich in allen Bereichen zu entfalten?
Der Mensch braucht Muster zum Denken. Ich habe absolut nichts gegen eine Kategorisierung mit Oberbegriffen wie Klassik, Jazz, Rock, Metal etc., aber alles minutiös in kleinste Subgenres aufzuteilen ist Mumpitz. Wenn sich zwei Bands stilistisch gleichen, die eine aber als Death Metal bezeichnet wird und die andere als Progressive Death Doom wasweißich Metal, nur weil sie auf einem Track vielleicht kaum hörbar einen Synthesizer im Hintergrund hat, hört mein Verständnis auf.
Wenn du irgendwas an der Musikbranche ändern könntest, was wäre es?
Würde ich etwas grundlegend ändern wollen, um in dieser Branche zu arbeiten, hätte ich diesen Berufsweg nicht gewählt. Solange ich mich damit nicht in den Ruin treibe, nehme ich die Musikbranche so wie sie ist, mit ihren Macken, Gebrechen, Ecken und Kanten. Es bleibt nach wie vor der beste Job der Welt.
Gibt es für dich auf euren vergangenen Shows ein Erlebnis das du nicht vergessen wirst, sei es positiv oder negativ? Welches?
Ungeschlagen auf der Positiv-Liste steht das Gothic meets Klassik, auf dem wir letztes Jahr mit einem gut 40-köpfigen Symphonieorchester gespielt haben. Das war ein Kindheitstraum, der da in Erfüllung ging. Es stechen immer mal wieder Dinge heraus wie das M’era Luna 2013, das WGT im selben Jahr und unsere USA-Tour im März 2014, aber abgesehen von solchen speziellen Sachen ist bis jetzt einfach alles eine homogene Masse positiver Erlebnisse, ohne erwähnenswerte negative Momente, die man am liebsten nie erlebt hätte.
Gibt es eine besondere Location wo du gerne spielen oder eine Person mit der du gerne auf der Bühne stehen würdest?
Da ich es mit Idolen nicht so habe, könnte ich jetzt auch nicht mit dem Finger drauf deuten, mit wem ich gerne mal die Bühne teilen würde. Was Locations angeht, weite ich das ganze Mal auf Länder aus und fände es mal interessant zu sehen, wie unsere Musik beispielsweise in Japan ankommt. Aber das ist wohl ganz weite Zukunftsmusik, im wahrsten Sinne des Wortes.
Welches Instrument, das du nicht beherrschst, würdest du gerne lernen?
Harfe, Violine, Theremin. Eigentlich alle.
Hast du auch noch andere Projekte als Lotl?
Nein. Aber ich bin da sehr offen. Also wenn sich etwas ergibt und so lange es nicht mit Lord Of The Lost kollidiert… Wer weiß!
Was hast du dir selbst als Ziel gesetzt, wo du mit deiner Musik hinwillst?
Irgendwie möchte ja jeder mit seinem ausgeübten Beruf finanzielle Unabhängigkeit erlangen. Da wir uns aber in einem sehr schnelllebigen und somit unberechenbaren Business befinden, ist mein Etappenziel erst mal, diverse monatliche Fixkosten damit zu decken. Ich denke, das ist nicht zu hoch angesetzt und – gesetzt den Fall, dass es so weiter geht wie bisher – durchaus erreichbar. Die bewundernswerte Loyalität unserer Fangemeinde und unser großer Ehrgeiz, immer weiter zu kommen, bilden dafür schon mal die beste Basis!
Ich sage lieben Dank an Gared für das interessante Interview.
Photos by Mandy Privenau und Jörg Fischer