Am letzten Augustwochenende fand das Feuertal Festival bereits zum 12. Mal auf der Waldbühne Hardt im hügeligen Wuppertal statt. Trotz der nicht gerade arbeiterfreundlichen Zeit (Freitag, den 28.08.2015), startete das Programm bereits um 13.00 Uhr mit dem Einlass. Es fanden sich schon früh etwa 2500 Anhänger des Mittelalter-Rock ein – AUSVERKAUFT!
Nachdem man eine Stunde Zeit hatte das doch recht übersichtliche Gelände zu erkunden, eröffnete Moderator Eric Fish (Subway to Sally) mit dem eigens für das Festival komponierten Songs „Im Feuertal“ die Show. Bei den sehr ungewöhnlichen, kreativen Zeiten der Running Order kam man nicht umhin bei Beginn einer jeden Band auf die Uhr zu schauen. Um 14.06 Uhr übernahm Punch ‚N‘ Judy die Bühne und rockten das Tal.
Die Bandmitglieder versprühten Freude und Spaß, welcher direkt auf das Publikum überschwappte. Damit hatte sich der Urlaubstag schon gelohnt, obwohl er erst begonnen hatte. Um 15.04 Uhr (laut Plan hätte es 15.12 Uhr sein sollen) griff Rapalje die gute Stimmung auf und lies sie auch nicht abebben. Vorbildlich war die Band um guten Sound bemüht: Es rannte ein Mitglied während des zweiten Songs zum Technikzelt um die Abstimmung zu optimieren. Schnelle Tanzbeats gab es ab 16.36 Uhr (statt 16.38 Uhr) auf die Ohren. Corvus Corax ließ kein Fuß still stehen bevor sie an Versengold das Mikro weiterreichten, welche um 18.18 Uhr auch satte 6 Minuten zu früh loslegten. Mit den Songs „kein Trinklied“ und „Spaß bei Seite“ bekam das Publikum zwei neue Songs des neuen Albums „Zeitatlas“ zu hören und wer mehr davon will muss sich nicht lange gedulden. Schon am 09. Oktober hat man die Gelegenheit Versengold erneut in Wuppertal live zu erleben. 4 Minuten vor dem Plan, um 20.16 Uhr betraten die Herren von Saltatio Mortis die Bühne. Euphorisch begrüßte das Publikum die aktuellen Chartstürmer. Frontmann Alea war zwar sehr schlecht zu verstehen, sobald seine Kollegen ihren Instrumenten so richtig einheizten, doch das machte nichts, das konnte selbst die Texte der neuen Songs auswendig. Während der lebhaften Bühnenshow wurde jeder verfügbare Zentimeter genutzt.
Bei allem Spaß und Feiern gab es auch aus aktuellem Anlass ein politisches Statement, welches sich noch durch das gesamte Festival zog. “ Wir stehen zusammen und wir springen zusammen gegen Fremdenhass und für die Flüchtlinge“ (Zitat Alea). Um 22 Uhr endete dieser ereignisreiche, arbeitsfreihe Freitag.
Wie am Freitag so auch am Samstag: Eric Fish beginnt den Tag erneut traditionell mit „Im Feuertal“. Dabei spielte die Technik auch noch mit . Doch das Mikro schien ein eigenwilliges Eigenleben zu haben. Sobald Sänger Alleo die Windböe von Harpyie um 14.04 Uhr (2 Minuten vor dem Plan) das Mikro in die Hand nahm und zum Mund führte fing es an ganz fürchterlich zu knarren. Der Versuch eine Technikers es nach zu regulieren führte nur dazu, das es komplett den Geist aufgab. Ganz der Profi (und mit einer riesen Stange Humor) sang Aello die Windböe einfach so laut er konnte ohne Mikro weiter und zog die Show durch. Wer Lippen lesen konnte war klar im Vorteil, aber amüsant war es für alle Beteiligten. Zum zweiten Song gab es ein neues Mikro und das Publikum konnte Harpyie so erleben wie es sich gehört. Der neue Song “ Das Zweigesicht“ von dem am 18.09 erscheinenden Album „Freakshow“ wäre zwar bestimmt auch Instrumental gut angekommen, aber der Gesang gehört einfach dazu.
Fast Pünktlich um kurz vor 15.12 Uhr gab es „Schiffe, Schätze, Schlampen, Schnaps“ auf die Ohren. Die Lieblingspiraten von Mr. Hurley und die Pulveraffen, die frisch aus dem karibischen Osnabrück eintrafen betraten die Bühne und rockten mit ihrem Seemanns typischen Sound das Haus. Sie führten außerdem eine Polonaise nach „Booty Island“ an, die um 16.33 Uhr auf Das Niveau traf. Das Niveau, zum letzten Mal so, wie man es kennt und doch anders. Der Humor, den man vier Jahre lang liebte und das Duo ausmachte, wurde auf einmal schwierig. Laut offizieller Meldung von Martin Spieß trennen er und Sören Vogelsang sich in Freundschaft bevor es im Streit endet. Dennoch wirken ihre Dialoge angespannt und gezwungen.
Eine Nebenwirkung von dem nun greifbaren Ende? Gegen Mitte des Auftritts, bei dem Lied „f***en“ scheinen die Beiden endlich angekommen und mit sich im Reinen zu sein. Ab dem Moment war es wie früher, vor der traurigen Nachricht. Etwas schnulzig durfte es dann aber auch noch werden, als Sören seine Abschiedsworte an Martin rappte und Martin im Gegenzug „Goodbye“ singt. So endete mit einer gelungenen zweiten Auftritts-hälfte die Ära Das Niveau in Urbesetzung.
Lange Zeit für Lethargie war aber nicht vorhanden. Um 18.13 Uhr (knapp vorbei, Plan sagte 18.14 Uhr) brachte Fiddler’s Green die Action zurück auf die Bühne und ins Publikum. 25 Jahre hat die Band auf den Buckel, von Alterschwäche aber keine Spur. Mit dem neuen Song „Burning the night“ im Gepäck bahnt sie sich den Weg durch das Publikum ehe sie für Schandmaul weichen müssen. Wo kamen auf einmal die ganzen Menschen her? Waren die schon den ganzen Tag da? Es wurde gefühlt viel enger vor der Bühne. Gut den kleinen Markt kannte man inzwischen im Detail und auch die letzten Klänge der Band Illices Diaboli, die auf der kleinen Marktbühne den Besuchern die Umbauphasen versüßt hatten waren verklungen, dennoch war einem die Menge an Menschen zuvor nicht so gewaltig erschienen.
Aber nicht nur die Anzahl, sonder auch deren Stimmgewalt war enorm als sie forderten , dass sich Schandmaul – Sänger Thomas Lindner ausziehen soll, nachdem der Ärmel seines Hemdes komplett aufriss, welcher während „Drachentöter“ am Mikroständer hängen blieb und kaputt ging. Ein Lichtermeer aus Feuerzeugen, Handys, Knicklichter und Wunderkerzen erstrahlte zu dem Lied „dein Anblick„. Schandmauls Ohrwurm „zum Abschied“ kann man an dieser Stelle an das gesamte Feuertal Festival zurück geben: „Es war sehr schön mit euch. Ich werd mit Freuden an euch denken. Ich werd mit Freunden auf euch trinken, auf ein Wedersehen!“