„AttackAttackAttack“ – Ein ganz schön offensiver Titel, den das Finsterwalder Trio Earthbend da für ihr aktuelles Studioschaffen gewählt hat. Man kann dem Titel seine Berechtigung nicht absprechen, denn er fasst ganz hervorragend zusammen, wie der musikalische Status Quo im Hause Earthbend gegenwärtig aussieht. Und zwischen Zombies, Driller Killern und anderen Unwesen, ist der geprägt von kompakten, mitreissenden und vor allem eingängigen Hard Rock Nummern, denen man ohne weiteres als Jahreszahl eine „197x“ beim Erscheinungsdatum attestieren könnte. Psychedelische Parts und Krautrock-Exzesse wie man sich noch auf dem Vorgänger „Harmonia“ (haha, welch Ironie) fand, sind nur noch sehr unterschwellig zu vernehmen.
Stattdessen bleibt man den Songs immer dicht auf der Spur, ohne Gefahr zu laufen sich irgendwie im Klanggetümmel zu verlieren. Räudige 3-Minüter statt epische 10-Minuten Instrumentalmonster sind nun die Devise, angelehnt an Bands wie die guten, alten AC/DC, Thin Lizzy oder ZZ Top. Man reduziert die Songs merklich auf das Wesentliche, und entfernt all den unnötigen Ballast.
Bereits der punkig angehauchte Opener „Blistered and Black“ zeigt den breitbeinigen Charakter der Scheibe. Sehr treibend, vorwärts gehend und trotzdem melodisch und mit gehörigem (Proll)-Pathos behaftet, zeigt die Nummer in weniger als drei Minuten recht deutlich in welche Richtung es geht.
Das bereits vorgestellte „Ozzy Attack“, dem nebenbei auch der Albumtitel entlehnt ist, fungiert dann auch als erste Singleauskopplung. Inwiefern auf den Prinzen der Dunkelheit referiert wird, konnte ich abseits des Titels nicht erkennen. Stattdessen besingt Sänger und 6-Saitenzupfer André Kunze all die bekannten CGI und –Gummimonster aus der B-Horrorfilm-Riege, die unter dem Bett ihr Unwesen treiben. Wenn dann mit einem grollenden „Do you hear the chainsaw rang?“ ausgeklungen wird, ist der Trashgipfel auch erreicht. Sehr lässige und vor allem dynamische Nummer, die by the way auch noch die hervorragenden Songwriting-Qualitäten der Band offenbart.
Ging es eigentlich nur mir so, oder ist die Melodie im Refrain von „Earth Rising“ tatsächlich Alphavilles Evergreen „Forever Young“ entnommen? 80er-Jahre affine Zuhörer, die dem schwülstigen Synthie-Pop damals nicht ganz abgeneigt waren, werden auf jeden Fall ihren Spaß mit dieser Nummer haben.
„Newbourne“ ist für die ruhigen Momente auf der Scheibe verantwortlich und schlägt dann doch die klassisch-psychedelische Progschiene ein, mit obligatorischer Hammond-Orgel. Sehr geil das Ganze, bietet der Song doch auch einen Kontrastpunkt zum restlichen Proleten-Hardrock. Dafür gibt´s dann im Anschluss mit „Zombie“ wieder ein echtes Songbrett, mit sehr ähm maskulinem Bass und knüppelnden Drums. Diese Nummer ist so wie es sein muss – Knackig, kompakt und bretthart und das macht auf jeden Fall Spaß. „Evermore“ macht dann auch nochmal klar, dass man sich nicht gänzlich aus progressiven Gefilden verabschiedet hat. Ein bisschen schwerer verdaulich und mit nicht ganz so hohem Entertainment-Faktor wie der Rest der Platte, spielt der Song gekonnt mit den Erwartungshaltungen des Zuhörers, wenn sich die Gitarrenwände langsam auftürmen, um dann aber in einem auffallend minimalistischen Refrain zu münden, der doch nur zum nächsten Spannungsbogen hinführen will. Ganz so ungreifbar wie noch auf „Harmonia“ ist das Ganze dann aber doch nicht. Allein schon Kunzes wehmütig-soulige Stimme ist der harmonische Eckpfeiler im ohnehin eingängigen und groovenden Hard Rock-Getümmel.
Fazit: Wer auf dreckigen 70er-Jahre Hardrock steht und nichts gegen Trash-Horrorfilm-Ästhetik einzuwenden hat, dem ist AttackAttackAttack uneingeschränkt zu empfehlen. Diese Scheibe macht Spaß und legt den Fokus ganz auf greifbare Songstrukturen und Hörbarkeit. Das ist das, was man ein geradliniges und schnörkelloses Rockalbum nennt. Ohrwürmer wie „Ozzy Attack“, der Semi-Prog Track „Evermore“ oder das eher ruhige „Newbourne“ wollen als Anspieltipps genannt werden. Ein durchwegs souveränes und extrem lässiges Machwerk, welche längerfristig durchaus die eine oder andere Rotation in der Stereoanlage für sich verbuchen wird.
Tracklist:
1. Blistered & Black
2. Driller Killer
3. Ozzy Attack
4. Earth Rising
5. Rashomon
6. Evermore
7. Newbourne
8. Zombie
9. Back To The Wall
10. Beretta
11. Neighbours From Hell
Anspieltipps: Ozzy Attack, Evermore, Newbourne
Erscheinungsdatum: 20.08.2010
Label: Noisolution
Webpräsenz: www.earthbend.de
Myspace: myspace.com/earthbend