Als die Letzte Instanz im Dezember letzten Jahres ihr Akustikalbum “Das weisse Lied” auf den Markt warfen, haben sicher viele Fans ersteinmal geschluckt. War es doch zu der Zeit wohl ein Trend, ohne Strom zu spielen (siehe Subway to Sally und Schandmaul), doch klappt das ganze auch mit Titeln der Letzten Instanz?
Damals war die Meinung sehr geteilt, einige Fans fanden es gut, andere widerum konnten mit den Neuinterpretationen nicht viel anfangen. Früh in diesem Jahr folgte dann die “Weisse Tour”, welche in diversen Kirchen deutscher Großtstädte vorgetragen wurde. Ein Konzert, das aus der Lukaskirche in Dresden, wurde mit Kameras festgehalten und kommt nun auf einer umfangreichen DVD in den Handel.
Wenn man das Digipack aus seiner Folie entnimmt, hält man eine sehr schöne und auch haptisch sehr ansprechende Verpackung in den Händen. Das Artwork zusammen mit der hochwertigen DVD-Box bilden ein sehr stimmiges Bild und passen irgendwie zum Titel “Weißgold“. Neben zwei DVDs liegt noch ein Poster-Booklet bei, welches auf einer Seite den Inhalt der DVDs und auf der anderen ein kleines Poster der Band während der Tour zeigt.
Auf der ersten DVD erwartet einen das komplette Konzert aus der Lukaskirche, welche während der Show durch angenehme Lichteffekte beleuchtet wird. Das Bühnenbild an sich verdient nichteinmal die Bezeichnung, ist aber dennoch passend für den Anlass. Die zehn Musiker (sieben Instanzler und drei Gäste in Form von Frau Schmitt (Subway to Sally – Geige), Anna-Katharina Kränzlein (Schandmaul – Geige) und Leandra (Keyboard/Piano)), mit Akustikintrumenten bewaffnet, geben aber ein klasse Bild ab und auch die gespielte Musik sorgt nicht selten für Gänsehaut. Titel wie “Winter“, “Silber im Stein“, “Jeden Morgen” und “Wir sind allein” hören sich auf diese Art live interpretiert einfach besser an als es vieleicht das Album vermuten ließ. Die drei Gastmusikerinnen gliedern sich hierbei wirklich perfekt in die Band ein. Warum nicht immer so!?
Die Setlist insgesamt sorgt aber leider für einen recht schleppenden Anfang, so werden zuerst die Titel des Albums nacheinander runtergespielt und später folgen dann akustik Interpretationen von anderen Instanz-Titeln, welche die Stimmung und auch das Tempo nach und nach etwas ansteigen lassen. Dies kommt auch bei den Fans in Dresden so rüber und die Stimmung in der Kirche steigt stetig an, wobei sie bei den letzten gespielten Titeln in Form von „Geigenschüler“ (genial!), „Rapunzel“ (zunächst rausgeredet, aber als sies dann doch spielen, ist die Stimmung umso besser) und „Sandmann“ wirklich ihren Zenit erreicht und nichtmehr weit von der Stimmung einer Rock-Show entfernt ist.
Mitten in der Setlist verschwindet die Bandkurz von der Bühne und Leandra bekommt die Möglichkeit eines ihrer Solo-Titel “Angeldemon” vorzustellen, welcher sich sehr gut in das ganze Konzept eingliedert. Auf der DVD findet sich zudem ein kleiner Ausschnitt (zwei Titel) vom Solo-Auftritt von Anna-Katharina Kränzlein, welche als “Vorband” zu hören war. Die Instanz gibt sich mit dieser DVD also auch viel Mühe ihren musikalischn Gästen respekt zu zollen.
Die Kameraführung bei diesem Mitschnitt ist wirklich sehr ansprechend gelungen. Von Ultra-Nah-Aufnahmen, über Publikumsschwenks bis hin zu schwarzweiß Aufnahmen ist alles dabei und sehr gut zusammengeschnitten.
Auf der zweiten mitgelieferten DVD findet sich neben zwei recht interessanten und amüsanten Kurzfilmen (einer über das “A Dark Winters Night” Festival), von der Band gedreht, eine rund 90 minütige Band-Dokumentation sowie ein Mitschnitt des Auftritts auf dem Wacken Open Air 2007.
Der zum Kirchenkonzert absolut gegensätzliche Wacken-Auftritt bringt nicht viel neues. Die Setlist ist die typische von Instanz-Konzerten und die Stimmung kommt leider nicht so sehr gut rüber – ich denke hier spielt der Ton eine große Rolle, welcher nur mittelmäßig gemischt ist. Man sieht zwar, dass die Menge super mitmacht, aber irgendwie will das ganze nicht so auf den Zuschauer wirken. Insgesamt ein solider Auftritt aber ohne weitere Besonderheiten.
Auf der anderen Seite ist die Dokumentation ein wirkliches Highlight der Silberscheiben. In Bildern vom Aufbau in Dresden und den anderen Konzerten, vom Leben im Nightliner und jeder Menge Interviews mit Band, Gästen und Crew erfährt man eine Menge auch recht private Dinger der Band. Bandmitglieder werden Charakterisiert, Unglücke revue passiert und Storys aus dem Tourbus zum besten gegeben. Man erfährt außerdem, dass eigentlich fast alle Mitglieder der Tour (inkl. Gästen) einer Fortsetzung nicht abgeneigt sind. Wirklich gut investierte 1,5 Stunden mit tiefen Einblicken ins Bandleben.
Von der Technik her ist die DVD okay, aber sicher nicht überragend. Die Bildqualität ist insgesamt ein klein wenig körnig, Farben und Kameraführung sind aber durchweg gut. Der Ton kommt im allgemeinen sehr gut rüber, lediglich beim Wacken-Mitschnitt klingt es teilweise wie ein Studio-Mitschnitt, da kaum was von der Atmosphäre zu hören ist. Schade.
Fazit: Die Letzte Instanz legt hier mit ihrer zweiten DVD wirklich ein sehr schönes Stück Bandgeschichte vor. Die Aufmachung wirkt insgesamt sehr rund und ansprechend, das Akustikkonzert ist gut arrangiert, die Gäste fügen sich super ein und zum Ende hin wird die Stimmung in der Lukaskirche wirklich mitreißen. Meine persönliche Kritik an dem Album wurde mit der DVD wieder wett gemacht und falls es eine weitere Tour dieser Art geben wird, werde ich mich sicherlich um Karten bemühen. Die “Nackt”-Tour von Subway to Sally lässt die Instanz hier hinter sich, aber an Projekte wie das “Künststück” von Schandmaul kommt der Auftritt rein musikalisch aber dennoch nicht heran. Zusammen mit der zweiten DVD, der wirklich sehr gut gelungenen Dokumentation und dem durchschnittlichen Wacken-Mitschnitt kann man für dieses über 5 stündige Werk aber für alle Fans und Interessenten der Musik oder die die es werden wollen, eine absolute Kaufempfehlung aussprechen.
Release: 22.08.2008
Anspieltipps:
– Jeden Morgen
– Wir sind allein
– Rapunzel
Bandwebsite: www.letzte-instanz.de