Am 22. September 2017 kamen die Käfer über Leipzig, denn dort fand im Werk II das einzige Samsas Traum Konzert 2017 statt, und wir durften dabei sein.
Samsas Traum Konzerte sind selten. In diesem Jahr sollte es ein einziges sein. Da wundert es nicht, dass die Tickets restlos ausverkauft waren. Und ich bin sehr froh noch eines der hübschen Tickets – mit Peingebreck Motiv auf der Vorder- und „Mir geht es schlecht. Schlecht? Natürlich geht’s mir schlecht.“ Zitat aus Die Zärtlichkeit der Verdammten auf der Rückseite – bekommen zu haben.
Und mit ebendiesem erreichte ich um 19:35 das Werk II und musste erneut feststellen, dass es eine Herausforderung ist an einem Freitagabend einen legalen Parkplatz in Leipzig-Connewitz zu finden. Zum Glück sollte es erst 21 Uhr losgehen und nachdem ich 15 Minuten zur Stickoxidanreicherung der Leipziger Luft beigetragen hatte, wurde ich endlich fündig. Von da an alles gut. Nette und entspannte Menschen im Werk II und ein guter Platz in zweiter Reihe vor der Bühne. Mit Abstand auffälligstes Bühnenelement stellte der glänzende Arbeitsplatz von Michael „Cain“ Beck dar – mit beleuchtetem Pussy of Death Motiv auf dem Bassdrum.
Pünktlich um 21 Uhr begann der erste Akt des Konzerts. Dieser gestaltete sich als instrumentale Ouvertüre aus Weena Morloch Stücken und zwei Einblicken in Tineoidea II. Moment, Tineoidea II wie Tineoidea oder: Die Folge einer Nacht – Eine Gothic-Oper in Blut-Moll, die es leider nie auf eine Bühne geschafft hat? Genau, denn wer sich in letzter Zeit nicht mit Samsas Traum beschäftigt hat, der hat verpasst, dass es eine Trauma Tales Crowdfunding Kampagne gab. Dabei ging es nicht nur um die Finanzierung dreier Ausgaben der Trauma Tales Comic-Reihe, die insgesamt 15 Samsas Traum Songs als Bildergeschichten beinhaltet, sondern auch darum, die Arbeiten an Tineoidea II zu starten. Und Samsas Traum Fans wären keine Samsas Traum Fans, wenn sie dies nicht auch ermöglicht hätten. Wir sind sehr gespannt auf dieses Werk.
Zu Beginn des zweiten Aktes durfte sich das Publikum aufgefordert durch Alexander Kaschte erst einmal hinsetzen und ihn gebührend wie zum Beginn einer Französisch-Stunde mit „Bonjour Monsieur Kaschte!“ begrüßen, bevor der im Vorfeld angekündigte „Workout für sportlich motivierte Antifaschisten.“ so richtig beginnen konnte.
Mit im Gepäck waren ein paar Werke aus den neueren Alben wie Wir fahren in den Himmel (und ich kotze Angst) aus Poesie und aus Asen’ka Album Niemand, Niemand Anderem Als Dir sowie Igel im Nebel.
Oben genanntes Tineoidea wurde mit Ein Fötus wie Du und Die Zärtlichkeit der Verdammten natürlich auch berücksichtigt. Gerade letzteres ist aus Samsas Traum Konzerten gar nicht wegzudenken. Schließlich bringen die Fans immer extra eine Handpuppe mit, die den Peini spielen darf.
Auch Songs wie Für immer, Blut ist in der Waschmuschel, Endstation Eden und Stromausfall im Herzspital haben traditionell ihren Platz in der Setlist.
Und was gibt es sonst so Neues? Alexander Kaschte gibt keine Wahltipps. Alexander Kaschte mag auf einmal Holländer – angeblich wegen Donald Trump. Alexander Kaschte kennt jetzt Pittiplatsch. Und statt billigem russischen Alkohol gab es billigen amerikanischen Alkohol.
Außerdem wurde dieses Mal nicht der Flagge der Stadt Marburg zugejubelt, denn das Konzert durfte dort nicht stattfinden. Was auch der Grund dafür ist, dass es in Leipzig stattfand. Die Marburger Flagge wurde trotzdem präsentiert – nur die Reaktion war eine andere.
Im letzten Drittel des Konzerts gab ich meinen Platz an der Bühne auf und platzierte mich am hinteren Ende des Publikums, denn auch wenn Alexander Kaschte seine Fans als „zu nett“ bezeichnet, irgendwann musste sie kommen, die härtere Gangart auf Heiliges Herz Level mit Wall of Death und Circle Pit um das Mischpult. So kam es natürlich auch.
Und wenn die Fans dann noch auswendig den Song Ich wünsch‘ mir, dass das Zebra schweigt vorträgt, merkt man als Band sicher, dass man alles richtig gemacht hat.
Nach 130 Minuten Samsas Traum Show bekam das Publikum noch dreieinhalb Minuten lang die Kugel ins Gesicht – im musikalisch Sinne natürlich mit dem traditionellen Abschlusssong Kugel im Gesicht, denn ohne wäre sicher keiner ins Bett gegangen.
Fazit: Eine Brise Neues gemischt mit gewohnten Ritualen, eine Setlist mit schöner Spannungskurve über die gesamte mehr als zweistündige Show und viele spaßige Momente zwischen den Songs. Samsas Traum weiß, wie man Live überzeugt, und sollte sich viel öfter auf die Bühne begeben. Wir sind sehr gespannt darauf, wie sie uns Tineoidea II präsentieren werden.