The Crüxshadows

Stürmischer Beginn eines neuen Kapitels – Amphi Festival 2015

Zum zweiten Mal in der Geschichte des Amphi Festivals wurde die Location gewechselt. Der Umzug vom Amphi Theater Gelsenkirchen in den Kölner Tanzbrunnen ging damals im Jahr 2006 problemlos über die Bühne. Der zweite Umzug in den Amphi Eventpark wurde hingegen leider von Anfang an kritisch betrachtet. Die Besucher liebten den Tanzbrunnen mit all seinen Vorteilen, aber auch Macken und Kanten. Und nun wurde die gemütliche Atmosphäre gegen eine kolossale Arena mit viel Beton getauscht. Ob da ebenfalls das bekannte „Amphi Feeling“ aufkommen konnte?

Leicht wurde es auf jeden Fall nicht. Am Samstag, den 25. Juli 2015, gab der deutsche Wetterdienst passend zum Auftakt eine Unwetterwarnung raus. Starkregen mit Windböen bis 130 km/h. Die Stadt Köln rief Alarmstufe Rot aus und verbot alle Outdoor Veranstaltungen. Konkret bedeutete es, dass alle Verkaufsstände und Imbissbuden, die Green Stage und die Orbit Stage geschlossen bleiben mussten. Ein Notfallplan musste her. In der Absicht möglichst wenig dem Rotstift zum Opfer fallen zu lassen wurde die ursprüngliche Running Order ein wenig umstrukturiert. Wer pünktlich zum Einlass vor Ort war hatte Glück. Centhron wurde von geplant 13:10 Uhr auf der Green Stage vorgezogen und trat schon um 10:30 Uhr auf der Arena Stage auf. Zu dem wurden Bühnenumbauzeiten minimiert und der Songwriting Interaktiv C=64 Workshop gestrichen, um [X]-RX und DAF Platz zu verschaffen. Über den Informationsfluss an die Besucher ließ sich wirklich nicht meckern. Die Informationen wurden auf der Bühne regelmäßig auf deutsch und englisch durch gegeben, die neue Running Order hing in Papierform an vielen Säulen aus und zusätzlich kamen die Infomonitoren an den Eingängen zum Innenraum zum Einsatz.

The Crüxshadows
The Crüxshadows

Dank der neuen Location war all dies überhaupt möglich. Am Tanzbrunnen hätte das Amphi Festival an diesem Tag buchstäblich abgeblasen werden müssen. So bekamen die Gäste wenigstens etwa 50% der geplanten Auftritte zu sehen und die Bands, die die Ehre hatten, gaben ihr Bestes um den Tag zu retten. Nach Centhron lieferte Schöngeist einen guten Auftritt in der schon gut gefüllten Arena ab. Die Soundqualität variierte stark in Abhängigkeit davon, wo man sich in der Arena befand. Während Chrom lernte man, dass große Tablets die guten, alten Plakate abgelöst haben, um der Band seine Wünsche mit zu teilen und zu Rabia Sorda füllte sich langsam der Innenraum.

DAF
DAF

Krankheitsbedingt musste Wesselsky die Show absagen und wurden würdig von The Other vertreten. The Crüxshadows überzogen ihren Auftritt, so dass nur noch wenig Zeit für einen sehr amüsanten, 20- minütigen Blitzauftritt von [X]-RX blieb, bevor DAF die Bühne betrat. Um die Enttäuschung über die magere Spielzeit ab zu mildern wurde versprochen [X]-RX im nächsten Jahr wesentlich mehr Zeit ein zu räumen, was bei DAF nicht möglich gewesen wäre, da deren „Rente“ schon in Sichtweite ist. Bei einer der letzten Möglichkeiten DAF live zu erleben feierte das Publikum zu deren hervorragenden Auftritt.

Ab The Birthday Massacre lief alles wieder nach dem ursprünglichen Programm für die Arena Stage ab. Zwar gab es ab ca 21 Uhr endlich grünes Licht für den Outdoor Bereich, doch leider zu spät für das Bühnenprogramm. Wenigstens konnte man schon mal die Auslagen von einem Teil der Stände begutachten. Bei Agonoize fing der frühe Vogel den Wurm. Wer nicht zeitig genug vor deren Show im Innenbereich der Arena war, musste sich mit einem Sitzplatz zufrieden geben. Die Arena bietet zwar mehr als ausreichend Platz für das ausverkaufte Amphi Festival, doch leider sind viele davon Sitzplätze und wer möchte schon bei tanzbaren Beats sein Sitzfleisch trainieren? Wenigstens war man auf der Tribüne sicher vor den unzähligen Litern von Kunstblut, die aus Sänger Chris L.s „Pulsadern“ ins Publikum spritzten. Eine Erholungsphase für müde Beine gönnten Goethes Erben mit einem schönen, künstlerisch gestalteten Bühnenbild und theatralischer Show. Front 242 ließ Erinnerungen an 2014 wach werden, in dem der Drummer Tim Kroker eine gefühlte Ewigkeit allein auf der dunklen Bühne saß. Doch im Gegensatz zu dem Technikausfall im Vorjahr lief dieses Mal das Intro im Hintergrund und die Show ging weiter. Den großen Abschluss des Tages gestalteten And One. Die Arena war brechend voll und es herrschte eine super Stimmung, obwohl es im Internet nur harte Kritik seitens der Besucher über das Festival hagelte. Frontmann Steve Naghavi griff die Stimmung auf, in dem er scherzte, dass er für 2000€ das Amphi Festival gekauft hätte, nun der Veranstalter sei, Ansprechpartner für alle Sorgen und Nöte, und als erstes verfüge, dass es im kommenden Jahr wieder im Tanzbrunnen stattfände. Aller Kritik zum Trotz endete dieser chaotische Eröffnungstag in einer dem Wind ebenbürtig wilden Party.

And One
And One

Neuer Tag, neue Chance. Das Wetter schien zumindest etwas bessere Laune gehabt zu haben. Wind, Regen und etwas Sonne ließen zu, dass das Sonntagsprogramm fast wie geplant stattfinden konnte. Zusätzlich zum Plan traten um 10:30 Uhr [:SITD:] auf (echt viel zu früh, wenn man bedenkt, dass es am Vorabend bis 2 Uhr morgens ging), um die ausgefallene Show vom Samstag nach zu holen. Ebenso fand Diorama noch seinen Platz im Line Up und Inkubus Sukkubus, sowie The CreepshowWelle Erdball ersetzten die Lesungen auf der Orbit Stage. Diesmal hatte man wieder die Qual der Wahl: Arena Stage, Green Stage, Orbit Stage oder doch lieber shoppen? So langsam aber sicher breitete sich das Gefühl aus sich auf einem Open Air Festival zu befinden. Die Green Stage sorgte für die vermisste Gemütlichkeit mit der abschüssigen Wiese, die für einen guten Blick sorgte.

Leider war die Orbit Stage eher eine musikalische Untermalung zum Shoppen als

Euzen
Euzen

wirklich ein Ort zum Genießen einer Band. Es war kaum Platz vorhanden, um davor zu stehen, geschweige denn zum Tanzen. Denn, sobald es vor der Bühne auch nur ansatzweise voll wurde, schob die Security der Lanxess Arena die Besucher weiter. Dabei hätten Acts wie Euzen oder Folk Noir mehr Aufmerksamkeit verdient. Entspannt ging es vor der Green Stage zu. Unter anderem Welle: Erdball, Samsas Traum und Diary of Dreams lockten die Festivalbesucher ins Freie, denen auch der zum Teil starke Regen nichts ausmachte. Dennoch zog es die Besucher auch in den heftig kritisierten Indoor Bereich, in dem S.P.O.C.K. spacig gute Stimmung verbreitete. Ein Highlight des Tages stellte Das Ich dar, die nach langer Pause aufgrund der schweren Erkrankung von Sänger Stefan Ackermann endlich wieder live erlebt werden durften. Die Freude darüber war vor, aber auch auf der Bühne deutlich zu spüren. Besonders als alle zusammen den Dschungelbuch Klassiker „Probier´s mal mit Gemütlichkeit“ sangen. Combichrist zog die Gäste auf die Tanzfläche, wo sie auch bis Oomph! Verweilten. Oomph! Stellte ihr am 31.07.2015 erscheinendes neues Album „XXV“ vor und gaben dazu Songs ihrer allerersten Platte zum Besten. Der Headliner des Abends hieß VNV Nation. Wer die Band zuvor schon live erlebt hatte, wusste, dass Sänger Ronan Harris jedes Mal erneut überwältigt ist von der Aufmerksamkeit, die das Publikum ihm zukommen lässt. Doch dies ist nicht vergleichbar mit diesem Auftritt in der großen Arena, die aus allen Nähten platzte. Wie ein kleines Kind vor einem reich bestückten Weihnachtsbaum konnte Ronan es kaum fassen vor so vielen Menschen zu spielen. Seit diesem Abend wisse er, wie ein Depeche Mode Konzert von der Bühne aussehe. Als erste Band des Festival nutzte VNV Nation die Besonderheiten und Vorteile der Arena und zauberte mit Lichteffekten magische Gänsehautmomente. Auch die Laolawelle funktionierte in allen Variationen einwandfrei. Das Lichtermeer zu dem Lied „Nova“ entschädigte für alle vorherigen Strapazen und entließ das Publikum mit einem positiven Gefühl nach einem stürmischen Wochenende.

VNV Nation
VNV Nation

Was lässt sich abschließend über den Beginn des neuen Kapitels Amphi Geschichte sagen?

Für das Wetter kann niemand etwas und nur dank der neuen Location musste der Samstag nicht abgesagt werden. Seine Outdoor Tauglichkeit konnte am Sonntag getestet und für sehr annehmbar befunden werden. Alles fühlte sich nach so langer Zeit im Tanzbrunnen noch fremd und irgendwie falsch an, hat aber durchaus Potential. Den Organisatoren steht aber noch eine Menge Arbeit bevor. Unter vielen sinnfreien Meckereien fand man doch konstruktive Kritikpunkte. Die Besucher wünschen sich Becherpfand, denn die lagen überall auf dem Boden. Zu dem muss die Security der Lanxess Arena (gemeint ist nicht CSS Security) noch sehr viel lernen. Das schwarze Volk ist friedlich und möchte nicht wie Hooligans bei einem Fußballspiel behandelt werden. Leider war auch von den stark ermäßigten Preisen der Gastronomie wenig zu spüren, 7€ für einen Flammkuchen zum Beispiel sind echt zu viel.

Dies sind alles Punkte, an denen gearbeitet werden kann und muss. Wenn das passiert und das Wetter mitspielt, kann sich durchaus eine Freundschaft mit dem Amphi Eventpark entwickeln. Aller Anfang ist schwer. Die „Generalprobe“ ist gelaufen, nun heißt es abwarten, wie nächstes Jahr die „Premiere“ wird.

An dieser Stelle, einen großen Dank und unseren Respekt allen Organisatoren und Mitarbeitern, für die doch reife Leistung. Das alles zu gestalten und dem ganzen Formen zu geben war sicherlich eine Meisterleistung und im nächsten Jahre tanzen wir dann wieder im gewohnten Amphi-Fieber mit den Bands mit.

About Ophelya

Mich kurz zu beschreiben ist nicht möglich, obwohl... vielleicht doch. Vielfältig wäre ein guter Anfang. So breit gefächert wie mein Musikgeschmack ist, so umfangreich sind auch die Stile, die sich in meinem Kleiderschrank befinden. Dies spiegelt sich ebenfalls in meinen Hobbies wieder: vom Sport zum Schreiben, über das Spiel mit dem Feuer bis hin zum Stricken ist alles dabei. Aber Allem vorweg steht mein größtes Heiligtum: Die Welt der Bücher!

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