Nun, so regnerisch, wie der Titel vielleicht andeutet, war das zweite Blackfield Festival, das am 20. und 21. Juni im Gelsenkirchener Amphitheater zwar nicht, doch wenn man sich die Wetterverhältnisse anguckt, kann man das Festival fast schon „verflucht“ nennen. Während 2008 die Besucher 3 Tage am Stück in der Sonne brieten (und wie sie brieten, den Sonnenbrand hab ich quasi heute noch), war 2009 vor allem der Regen Hauptärgernis Nummer 1. Am ersten Tag wechselte das Wetter quasi minütlich von bewölkt zu regnerisch, am zweiten Tag kam zum Glück die Sonne häufig genug durch. Doch das war für die Besucher zum Glück kein Grund, sich den Spaß an den Bands nehmen zu lassen – Große Namen wie VNV Nation, ASP oder Diary of Dreams hatte das Festival, das sich jetzt schon als etabliert sehen darf, zur Genüge im Angebot.
20.06.2009
Der Tag begann für mich mit einem Ärgernis. Nicht nur, dass ich verpennt habe – Ich verpasste so die erste Band, KLOQ – nein, mein Eyeliner war verschwunden. Und blieb das auch, so blieb von mir nichts als die ungeschminkte Wahrheit. Scheiße. Und als ich in Gelsenkirchen ankam, war es auch nicht besser – Der Regen prasselte die ganzen 20 Minuten durch auf den Bus, mit dem ich zum Gelände fuhr. Super Aussichten für ein Wochenende im Freien. Aber naja. Es blieb die einzige Kröte, die ich schlucken musste an diesem Tag.
Immerhin traf ich pünktlich kurz vor Staubkind auf dem Gelände ein (Gerüchteweise hab ich bei KLOQ nicht allzuviel verpasst) und direkt auch ein paar alte Bekannte, was mich sehr freute. Doch zur Band an sich: Staubkind boten nicht mehr und nicht weniger als das, was man schon fast böse als „das Übliche“ bezeichnen kann. Ordentlicher, deutschsprachiger Gothic Rock im Stile von HIM, Zeraphine und wie sie alle hießen. Der Auftritt war trotzdem ordentlich, die Fans mochten es jedenfalls gerne.
An Destroid, ganz ehrlich, erinnere ich mich jedoch kaum, aber ich meine mich zu erinnern, dass Daniel Myers (Haujobb) neues Projekt relativ okaye, aber doch irgendwo unspektakuläre Future Pop-, Industrial- und EBM-Songs bot.
Ganz anders jedoch fetisch: MENSCH, die neue Band von Oswald Henke. Schon allein seine überwältgende Bühnenpräsenz prädestinierte f:M als eines der Highlights des Festivals, und es hielt, was es versprach: Der 3. Liveauftritt fetisch: MENSCHs, den ich miterlebte, war ein verdammt geiler. Auch, wenn viele Songs den Hörern nicht bekannt waren, riss die Band auch einige Fans auf den Tribünen mit, während unten getanzt wurde. Ein großer Auftritt.
Daran konnten die Schwaben von End of Green jedoch leider nicht anknüpfen, im Gegenteil. Ich fand sie irgenwo sehr langweilig. Ihre schwer an Type O Negative und The 69 Eyes erinnernden Deprisongs waren entweder zu aufgesetzt oder einfach nicht mein Geschmack: 3 Gitarristen sind auch mindestens einer zuviel. Base jedenfalls war begeistert und drohte mir schon Schläge an, sollte ich etwas schlechtes über die Band schreiben. Wie bei Staubkind schon hielt sich meine Begeisterung stark in Grenzen, aber die Fans mochten es. Und ich kauf mir demnächst nen Stahlhelm, den werde ich brauchen.
Rotersand jedoch wussten wieder zu fesseln. Die Songs waren mir fast alle komplett unbekannt, und eigentlich war ich nur aus Pflichtbewusstsein unten im Theater, aber was kam, haute mich um. 2-Meter-Hüne Rasc hatte das Publikum zusammen mit Gitarrist Gun und Mischpultdreher Krischan voll im Griff und sorge mit einer schönen, eigenständigen Melange aus Industrial, EBM, Techno und Pop für Begeisterung und Bewegung. Als Highlight picke ich einfach mal „Exterminate Annihilate Destroy“ heraus – Aber Rotersand sind es auf jeden Fall wert, dass ich mich mehr mit ihnen beschäftige. Spätestens als Support von VNV Nation, die ebenfalls an diesem Tag spielten, werde ich die Band nochmal in Augenschein nehmen.
Und auch Zeraphine, die mir wohl etwas bekannter sind als Rotersand – Kein Wunder, war „Kalte Sonne“, das Debütalbum der Band, lange eines meiner Lieblingsalben – wussten, mich zu überzeugen. Sven Friedrich samt Band boten zwar ebenfalls „Das Übliche“ im Best-Of-Format, doch der Funke sprang bei mir doch teilweise über. Musikalisch versiert und mit einem Publikumsmagneten am Mikro gesegnet, machte die Band mir sehr viel Spaß.
Project Pitchfork konnten den hohen Standart, den Rotersand und Zeraphine setzten, nahezu mühelos halten. Mit einem von vielen Hits gespickten Programm brachte man das Publikum zum Tanzen, Mitsingen und Feiern. Wie schon in Duisburg und auf dem WGT verstand es die Band prima, alte und neue Songs homogen zu einem tollen Programm zu mischen und natürlich auch mich zu überzeugen – Der Regen war mir jedenfalls beim Auftritt scheißegal.
Die folgenden Diary of Dreams, auf die ich mich doch sehr gefreut hatte, ließen mich aber etwas zwiegespalten zurück. Musikalisch und stimmlich in Hochform, das Songmaterial stimmte, aber doch: Mich langweilte es doch nach kurzer Zeit. Sicher, das immer noch tolle „Traumtänzer“ mochte ich gerne, aber dennoch… Ich verzog mich. Mir passierte einfach zu wenig. Hier muss man übrigens den Infostand lobend erwähnen, dieses Wochenende von der tollen Ruhrpottcommunity www.blackpott.de geleitet, der mir sehr viel Spaß machte und viele freakige Leute bereithielt, die man einfach lieben musste.
Aber dennoch löste ich mich mit meinen Freaks vom Infostand, VNV Nation gucken war angesagt. Auch, wenn ich die Band nuroberflächlich kannte – sprich aus den Clubs – freute ich mich auf den Auftritt sehr, denn VNV Nation genießen den Ruf einer exzellenten Liveband. Eher ungewöhnlich für Electrobands, die meist im Ruf stehen, eher eine Mini-Playback-Show abzuziehen. Aber der Sturm, sorgfältig durchchoreographiert und wunderbar mit Videoprojektionen unterlegt, der nun kam, überzeugte mich wirklich. Nach einem bombastischen Intro legte die Band los, und nach dem ersten Song begrüßte ein überraschend gut deutsch sprechender Ronan Harris das Publikum. Voll motiviert rannte er den Auftritt durch über die Bühne und machte Stimmung. Das haute mich echt um: Das neue Album „Of Faith, Power and Glory“ wird jedenfalls mein Eigen werden.
Fazit Tag 1: Von Line-Up her war dieser Tag doch der schlechtere. Dennoch hatte ich verdammt viel Spaß, trotz des Wetters. Das Blackfield Festival 2009 war jetzt schon, wie 2008, ein Riesenerfolg, bei dem einzig das Wetter nicht stimmte. Enttäuscht war ich, wie schon angedeutet von Diary of Dreams, bei den Highligts schwanke ich zwischen Rotersand, VNV Nation und Project Pitchfork, bei Tendenzen zu VNV Nation.
Als ich erfuhr, dass ich noch bis ca. 2 dableiben müsse, ging es erst mal zum Partyzelt, von dem ich verdammt enttäuscht war. Ein Zelt mit Biertischgarnitur ist kein Garant für ne Party, und das bisschen Stimmung wars echt nicht wert. Das sollte in jedem Fall verbessert werden.
21.06.2009
Tag 2 begann für mich doch recht pünktlich, so gegen 10. Also mehr als genug Zeit bis zur ersten Band Dope Stars Inc. Von den Italienern war ich nie besonders überzeugt und ich war auch nicht gerade gespannt auf den Auftritt, aber was sein musste, musste halt sein… So ließ ich die Band doch über mich ergehen und komme zu 2 Schlüssen: Sobald Victor Love seine Stimme erhebt, ists vorbei und die andere kam von Lordy: Sähen die nicht so gut aus, würd die sich keiner anhören.
Santa hates You, Peter Spilles‘ Nebenprojekt, gefiel mir da schon besser. Guter, aber nicht unbedingt herausragender EBM ist immer noch besser als mieser Glamrock, und nebenbei schön tanzbar. Auch wenn textlich nicht alles überzeugend war („Pantheon“), für den kurzfristigen Tanzspaß reichte es aus, die Stimmung war prächtig.
Für Faun jedoch reichte es für mich nicht einmal zum runtergehen, und ich würde über die Band auch liebend gerne das Mäntelchen des Schweigens legen: Ich find sie nach wie vor stinklangweilig und überbewertet. Mir hat das ganze Elfengeträller einfach zu wenig Substanz, um es gut zu finden. Bei schlechtem, zu basslastigen Sound sowieso – Da fiel es mir erstmals richtig auf.
Der Rest des Tages war Party. Aber sowas von Party. Den Auftakt machten Frozen Plasma – Auch wenn sich die Band nicht gerade als Liveband profiliert hatte, machten die guten Songs dieses Manko doch wett. Felix Marc, der, wie immer, wild über die Bühne gestikulierte, war ein Blickfang und mit „Warmongers“ oder „Tanz die Revolution“ kann man auch nicht viel falsch machen. Zum abschließenden „Earthling“ holte man Misery-Sängerin Lis van Akker auf die Bühne, die zusammen mit Felix den Song sehr überzeugend darbot.
Dass ich über die Letzte Instanz als Liveband noch viele Worte verlieren muss, bezweifel ich. Die Band spielt solide wie eh und je, die Songs stimmen, nur eines wurde wieder extrem deutlich: Der Sound war unter aller Kanone und vor allem der starke Gesang von Holly war viiiiel zu leise. Das ist ein kleiner Wermutstropfen gewesen.
Und der mörderisch miese Sound machte auch den nachfolgenden IAMX zu schaffen. Ich hatte mich auf die Band, die erst kürzlich ihr drittes, verdammt überzeugendes Album „Kingdom of Welcome Addiciton“ veröffentlichte, sehr gefreut und ging weit nach vorne, um ja nix zu verpassen, aber ich ging schnell wieder nach hinten: Der Bass war unerträglich aufgedreht und der Gesang von Chris Corner war kaum zu hören. Von weiter hinten konnte man aber einen formidablen Auftritt der leider immer noch viel zu unbekannten Band sehen: Chris Corners mörderisches Charisma und viel Aktion auf der Bühne und natürlich düstere Tanzbarkeit.
Auch bei Suicide Commando wollt ich nach vorne, aber ich vermutete, das wäre für meine Ohren der Tod gewesen. Ergo: Ab auf die Tribüne, nen sehr soliden Auftritt erleben, mit einem über die Bühne spurtenden Johan Van Roy am Gesang. Doch, das machte auch von da oben Spaß und wird demnächst wiederholt, wenn der Sound besser ist.
Zu Mesh war aber erstmal verschnaufen angesagt: Eigentlich war ich auf die Engländer ja neugierig, aber enttäuscht war ich doch: Für Synthiepop zu rockig, für Synthrock zu synthetisch. Alles in Allem irgendwie seltsam und nicht wirklich fesselnd. Ich mag Mesh elektronisch einfach lieber. Schaun wir mal, was das nächste Studioalbum bringt.
Wie man die Synthese aus Rock und Elektronik richtig meistert, zeigten die folgenden Apoptygma Berzerk geradezu meisterlich. Mit einem tollen Best Of-Set, viel Bühnenaction und allem, was das Fanherz begehrt, spielte die Band sehr überzeugend auf und war für meine beginnende Heiserkeit die Hauptschuldige.
ASP jedoch machten meiner Stimme komplett den Garaus. Hier verflucht man schon mal seine Textsicherheit, und die Gesangseinlagen von Loki und mir wurden auch immer schräger und krächziger: Egal, Party. Aber sowas von Party. Auch wenn ich ASP gegenüber in letzter Zeit etwas skeptisch war (Krabat fand ich mal so gar nicht gut), live überzeugen sie immer noch richtig. Schade nur, dass „Schwarzer Schmetterling“ zuhause blieb.
Fazit Tag 2: Der war wirklich besser. Sowohl vom Wetter als auch von der guten Bandauswahl her war ich absolut glücklich und kann das Blackfield 2009 definitiv als eines der Highlights der Festivalsaison abstempeln. Wer das verpasst hat, war definitiv selber schuld, denn geile Bands bei geilem Ambiente sind einfach Rock’n’Roll. Nächstes Jahr bin ich definitiv wieder dabei.
Zweite Meinung:
Also Fenriz hat wirklich schon so gut wie alles gesagt. Das Festival war wirklich Megaaaa! Man darf sich jetzt schon auf das Blackfield 2010 mit Oomph freuen! Neben meiner Favouriten End of Green ( ja, ich habe Fenriz Schläge angedroht!), Apop, Letzte Instanz, VNV Nation, Roterand, Diary of Dreams (die ich nicht langweilig fand) und ASP haben mich die Dope Stars total vom Hocker gehauen. Sehr Schade das sie am zweiten Festival Tag schon als erste gespielt haben. Wer sie live noch nicht erlebt hat sollte die Chance nutzen wenn sie mal wieder in der Nähe sind!
Bericht: Alexander „Fenriz“ Schatten
Bilder: Björn „Base4ever“ Werner
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