Es ist doch bemerkenswert, wie es einige wenige Bands es immer wieder schaffen sich aus dem Sumpf eines „Trends“ deutlich von all den anderen Vertretern ihres Genres absetzen. Betrachtet man den Depri-Sektor des Black Metals verlaufen sich heute viele überflüssige Ein-Mann-Projekte in schwammige Riffs zu einfallslosem Pseudo-Burzum gekreische. Das hilft natürlich dabei, wenn man einen ewigen „Underground“ Status einheimsen möchte, aber ernst genommen wird man so auf lange Sicht wohl nicht. Projekte wie „Die Toten kehren wieder mit dem Wind“ hingegen, liefern in mehr oder oder weniger regelmäßigen Abständen regelrechte Dauerbrenner in den Anlagen eines jeden melancholisch angehauchten Schwarzmetallers ab. Da kann man sich durchaus schon als Urgestein dieses Genres betrachten. Auch „Ich träume von Finsternis“ verspricht nach der dreijährigen Schaffenszeit Bradhenrs nicht zu viel, wie ihr im folgenden nachlesen könnt:
Rein optisch hat sich der Herr bei dieser Veröffentlichung jedenfalls wieder richtig Mühe gegeben. Das Scheibchen kommt in einer ziemlich edel aussehenden DIN A5 Digi-Book daher und passt so vllt. nicht unbedingt in den handelsüblichen CD-Ständer, macht sich aber gut in jeder Sammlung. Das der Karge Welten Kunstverlag sich hier nicht lumpen lassen hat, lässt sich angesichts der Tatsache dass man es hier hier mit einem ihrer erfolgreichsten Projekte neben den nicht mider großartigen Fäulnis zu tun hat, sicher nachvollziehen. Eine treue
Anhängerschaft dürfte der Mann hinter dem Ganzen sich mit vorangegangenen Scheiben wie „Stille“ und dem besonders großartigen „Blut“ durchaus erspielt haben.
Erwartungen an „Ich träume von Finsternis“ sind also hoch gesteckt und wollen erfüllt werden. Erwartungen Abseits von der derzeitig Neumodischen DSBM Szene mit der ein seit 1995 bestehendes Projekt eigentlich kaum verglichen werden dürfte. Immerhin knüpft dieses Album direkt an den Vorgänger „Blut“ an und liefert mit seinem organischen Sound und wunderschönen Riffs wie etwa in meinem persönlichen Favouriten „Herbst I“ Material ab, wie man es von den wenigsten Deprigruppen gewohnt ist. Ohne 08/15 Gitarrenmatsch, dafür mit einer gehörigen Portion Melodie und einer zutiefst deprimierenden Atmosphäre die schon durch das Intro „Schopska Pesen“ hervorgerufen wird machen das Album zu einem „Must-Have“ für jeden Freund der früheren Werke.
Die Scheibe erreicht eine Gesamtlänge von knapp einer Stunde, wobei sich in der Gliederung der einzelnen Stücke ein deutlicher roter Faden abzeichnet. Die Toten kehren wieder mit dem Wind haben sich zur Veröffentlichung einer Platte, die aus einem „Herbst“ Zyklus besteht, die richtige Jahreszeit ausgesucht. Im allgemeinen gibt es wohl keine bessere Atmosphäre als einen grauen, verregneten Herbsttag für den durchgehend melancholischen Klang dieses Meisterwerks.
Fazit: Und wieder schlägt das Phänomen der Sprachlosigkeit bei (nahezu) perfekten Platten zu. Was soll ich euch erzählen? „Ich träume von Finsternis“ ist eins der stimmigsten Alben die ich seit langem hören durfte und eins meiner bisherigen Jahres-Highlights. Bradhenr schafft es mit jedem Stück auf´s neue eine zutiefst finstere und unglaublich dichte Atmosphäre zu schaffen, ohne sich dabei zu wiederholen. Bevor ich mich also weiter in Lobhudeleien verliere spreche ich lieber direkt eine absolute Kaufempfehlung aus – wer „Blut“ mochte, dem wird auch dieses Album gefallen.
Titelliste von „Ich träume von Finsternis“
- Intro: Schopska Pesen
- Morar: Ich träume von Finsternis
- Herbst I
- Ritual: Mittsommerende
- Illum Opportet Crescere, Me Autem Minui
- Herbst II: Wehmut
- Herbst III: Novemberkathedralen
- Chthonos
Anspieltips:
> Herbst I
> Herbst II: Wehmut
Erscheinungstermin:
Oktober 2010
http://www.myspace.com/dietoten