„Eine Band sollte zusammenhalten wie eine Bruderschaft!“ Daniel Schulz von Unzucht im Interview mit Dark-News

Beim Feuertalvestival hatten wir von Dark News die großartige Gelegenheit, mit Daniel Schulz von Unzucht zu sprechen. Hier könnt ihr das Interview in voller Länge nachlesen, gespickt mit aktuellen Bildern des Unzucht-Auftritts.

    DN: Erst mal alles Gute zum Geburtstag  nachträglich! Habt ihr denn ordentlich gefeiert?

DS: Vielen Dank! Soll ich mal ehrlich sein? Wir hatten fast den ganzen Tag eine Besprechung! Aber die hat bei meinem Lieblingsspanier stattgefunden und so haben wir das Angenehme mit dem nötigen kombiniert und ja, so war es trotzdem ein schöner Tag.

    DN: Ich muss jetzt einfach mal auf deinen Hund zu sprechen kommen, du hast einen so tollen Hund! Wartet der im       Tourbus auf dich?

DS: Nee, leider nicht, den konnte ich nicht mitbringen, da wir nicht im Tourbus unterwegs sind. Wir sind nur mit PKW unterwegs und da herrscht notorischer Platzmangel.

    DN: Hast du ihn schon mal mitnehmen können?

DS: Wenn das vorher geklärt ist, dann ja. Das wäre hier sicher sogar gegangen, hier ist ja genug Auslauf. Er ist an fremden Orten auch total entspannt und legt sich dann in eine Ecke, schnüffelt etwas herum und schläft dann.

     DN: Wie heißt er denn?

DS: Chucky. Er ist ein Jagdhund Mischling und mittlerweile schon 13 Jahre alt. Den Namen haben wir ihm noch nicht mal gegeben. Er hatte Vorbesitzer, die wollten ihn mit fünf Jahren ins Tierheim abschieben und da haben wir gesagt: „Halt, nein! Der muss bei uns bleiben.“  Und- ich verrate mal, dass er im neuen Unzucht Video auch eine tragende Rolle spielt.

    DN: Oh, das klingt toll! Da sind wir gespannt.

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Daniel Schulz, Frontman bei Unzucht      Foto ©Juno

     DN: Im letzten Jahr habt ihr eine tolle Entwicklung mit Unzucht hingelegt, was hat sich für euch so verändert?

DS: Eigentlich nur, dass immer mehr Leute uns kennen.

    DN: Und, wie fühlt sich da an?

DS: Es fühlt sich irgendwie richtig an!

    DN: Wir lange arbeitest du denn schon darauf hin, wie lange machst du schon Musik?

DS: Ich mache Musik seitdem ich denken kann. Ich habe mit 12 Jahren meine erste Band gegründet. Demnächst habe ich meinen 1111 Auftritt. Ich muss unbedingt mitzählen, damit ich das nicht verpasse. Der 1000. war mit Unzucht und den habe ich völlig verpasst. Von den 1000 insgesamt waren knapp 100 mit Unzucht, da muss ich auch mal sehen, dass  ich darauf achte und den 100. nicht vergesse.

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Gastauftritt bei Mono Inc. zu Viva Hades       Fotos © Juno

    DN: Ihr bringt am 20. September ein neues Album raus, was für eine Entwicklung kann man auf der neuen Platte erkennen?

DS: Absichtlich machen wir da nichts, das kommt alles aus dem Bauch. Die Songs sind von der Melodieführung reifer geworden, wir haben das ganze Album ultraschnell geschrieben. Nach unserer „Darkness Kills“ Tour haben wir angefangen. Das sah dann so aus, dass Daniel de Clercq, der so unser Hauptschrauber ist und auch die ganze Elektronik macht, anfing die Sachen aufzunehmen.  Das hat er dann zu mir rübergeschickt und so haben wir das ganze Album in nur acht Wochen geschrieben.

Wir haben völlig wahnsinnig gearbeitet, wir wollten unbedingt nach einem Jahr das nächste Album herausbringen und haben Vollgas gegeben.

Während De Clercq und ich noch an den Melodien du texten gearbeitet haben, haben Blaschke und Fuhrmann schon im Proberaum gesessen und die Songs für sich rund gespielt weil sie im Studio als erstes ran mussten. Das ging soweit, dass wir im Studio während der Aufnahmen einen teil der Songs noch gar nicht fertig hatten. Total wahnsinnig, anstrengend und irre, dass sowas überhaupt geht. Für unser erstes Album hatten wir dagegen unser ganzes Leben Zeit.

Wir haben im Februar begonnen, waren im Mai fertig und haben dann noch bis in den Juni gemischt.

    DN: Respekt!

DS: Es ist jedenfalls ein sehr geiles Album geworden und mindestens zwei bis drei Schritte weiter als das erste.  Es beinhaltet die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen. Den Text zu „Nur die Ewigkeit“, den wir heute auch gespielt haben, habe ich geschrieben, weil letztes Jahr ein guter Freund von mir gestorben ist. Das spiegelt sich auch in vielen anderen Songs wider, aber auch der unzuchttypische Wahn ist wieder reichlich mit von der Partie.

Das neue Video handelt auch von dem Gefühl, dass man jemanden verloren hat. Aber es ist kein depressives Video und kein depressiver Song geworden, sondern macht Hoffnung und ist einfach schön. Da ist jemand gegangen und  hat gute Energie hinterlassen.

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De Clercq                                                              Blaschke                           Fotos©Juno

    DN: Woher kommt der Name des Albums, Rosenkreuzer?

DS: Wir hatten bestimmt mindestens 50 Titel und Rosenkreuzer war dann der Konsens, da eine Band ja wie eine Bruderschaft sein sollte. Oder auch wie eine Schwesternschaft, wir wollen ja her nicht chauvinistisch sein. Sie sollte zusammenhalten, aufeinander eingeschworen sein und das wird auch in dem Titelsong deutlich. „Wie Rosenkreuzer fest verschworen, wir werden ständig neu geboren“. Jedes Jahr, wenn wir neue Songs machen und wieder auf Tour gehen, werden wir neu geboren. Da kommt das eigentlich her.

     DN: Ihr habt einen spanischen Coversong auf der neuen Platte, weshalb diesen Song und weshalb spanisch?

DS: Ich bin Halbspanier, meine Mutter kommt aus Galizien. Das ist auch die Heimat meines Herzens. Ich habe sehr schöne Jahre meiner Kindheit dort verbracht. Auch heute bin ich dort so oft es geht. Aber es war nicht mal meine Idee, einen spanischen Song zu covern.  Wir sind eine deutschsprachige Band. Es waren die anderen, die das vorgeschlagen haben und da kommt einem bei spanischen Rocksongs, die ein bisschen angedüstert sind, als erstes „Entre Dos Tierras“ in den Sinn. Eine Hammer Nummer. Es bedeutet mir natürlich viel einen Song in meiner zweiten Muttersprache zu singen.

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Crowdsurfen und singen gleichzeitig ist durchaus möglich      ©Juno

    DN: Wie unterscheidest du beim Songwriting zwischen Unzucht und Schulz?

DS: Das ergibt sich von selbst. Wenn ich alleine zu Hause schreibe, wird es eher ein Schulzsong. Die Unzuchtsongs entstehen meist so, dass von De Clercq eine instrumentale Idee kommt und dann kann ich unzuchtmäßige Melodien und Texte schreiben. Und thematisch ist die Trennung meist auch deutlich, zu Unzucht würde jetzt nicht „Die wahren Asis seit ihr da oben“ passen. Aber die Texte beider Bands beißen sich auch nicht, und wenn nur auf ironischer Basis. Bei Schulz geht’s mir meist um Ethik und dass wir uns nicht so veräppeln lassen. Ich bin kein politischer Mensch, aber aus einer anständigen Ethik würde auch eine gute Politik entstehen.

     DN: Das könnten sich passend zur Wahl unsere Politiker tatsächlich mal zu Herzen nehmen! 

              Zum Abschluss: Unzucht in 3 Worten?

DS:

1.   1. Wahnsinn

2.  2. Alles-ist-erlaubt

3.  3. Es bleibt spannend

      DN: Gut, dann schreibe ich das als drei Sätze hin. Oder als drei lange Worte mit vielen Bindestrichen.

DS: Mit Bindestrichen kann man im Deutschen auch aus allem ein Wort machen.

      Dark News bedankt sich herzlich für das Interview.

Näheres zu der Band gibt es hier: http://unzucht-music.com/

Das wundervolle Video „Nur die Ewigleit“ ist hier zu sehen:  http://www.youtube.com/watch?v=PBe8C9EZrR4 

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Juno mit Daniel Schulz       Fotos © Jesko Mägle

 

 

About Juno

Alter: 27 Beruf: Magister in Orientwissenschaften mit Jura und Politik, derzeit Zweitstudium Kunst-Musik-Medienwissenschaften, arbeite nebenher in einem Programmkino. Hobbies: Schreiben, schneidern, Klamotten entwerfen, orientalischer Tanz und Modern Dance, uvm. Lieblingsmusik: Von Metal und Rock bis hin zu Elektronischem sehr vieles. :)

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