Das mittlerweile dritte Studioalbum der Brandenburger Inhuman Hate entfernt sich, wie viele Alben in letzter Zeit, von ausgetretenen Pfaden eher typischer „Depressive/Suicidal Black Metal“ Auswürfe. Finden wir raus wieviel Substanz das Zwielicht einer verlorenen Seele hat.
Das erste Stück wartet mit satten 15 Minuten Spielzeit auf und sollte seine Überlänge auch gut ausnutzen können. Nach typischem Introgeplänkel startet der Song leicht „angedoomt“ im Mid-Tempo und verweilt dort auch, abgesehen von ein paar schnelleren Parts, die meiste Zeit über. Die Gitarren zocken genretypisch recht monotone Riffs und der Song schleppt sich gequält dahin. Rein musikalisch möchte ich an der gesammten CD nichts aussetzen. Guter Sound, saubere Qualität. Was mein verwöhntes Ohr manchmal trübt sind die Lyrics, die hier wirklich nichts besonderes sind. Sie sind jetzt kein lächerliches, selbstbemitleidendes Geplärre, aber lyrisch hätte man weitaus tiefere Wunden schneiden können.
Song Nummer 2 geht die Sache mit mehr Tempo an, unterbricht aber wieder und macht Platz für das Pfund Doom, dass sich schön einfügt. Und ein wirklich schönes Gitarrensolo gibt es auch, fast schon geschmeidig bettet es sich klammheimlich in die Songstruktur ohne zu sehr aufzufallen. Es passt sehr schön in den Song. Wie gesagt, musikalisch haben es die Herren drauf.
Die Vocals avancieren zwischen Black und Death Metal, sollen sie zumindest. Ich finde sie irgendwie drucklos und fade, wenn man ein Album über Selbsthass, Misanthropie und Tod macht sollte der Wahnsinn und die Abscheu auch durch die Vocals vermittelt werden können. Aber davon spüre ich hier leider nicht viel. abgesehen vielleicht von dem entrückten Geschrei auf Track 3. Dieser Song stellt eine Art inneren Dialog dar. Flüsternde Stimmen fordern zum Selbstmord auf und der Protagonist schreit sich die Seele aus dem Leib und macht seinem Unmut Luft. Warum nicht das ganze Album über so? Das ist der einzige Moment wo mehr Authenzitität aufkommt.
Aber die Überraschungen gehen weiter. Song 4 ist mein persönliches Sahnestück. Musikalisch wieder top und mit wirklich coolem Clean-Gesang. Es wirkt fast wie eine alte Gothic Hymne mit Doom Einschlag. Hat mich überrascht und klingt gut.
Das letzte Stück machts genauso wie die ersten beiden Lieder. Nicht viel falsch, aber irgendwie will der Funke nicht ganz überspringen.
Fazit: Eigentlich ein gutes Album, nur fehlt es an Wahn und Verzweiflung in der Stimme. Musikalisch abwechslungsreich, schön doomige Passagen, ab und an kleine Sahnestücke wie Streicher oder der cleane Gesang. Ja, kann man sich wirklich anhören. Freunde des Genres werden sicher ihren Spass damit haben, alle anderen müssen einfach mal reinhören.
Tracklist:
- Part1
- Part2
- Part3
- Part4
- Part5
Anspieltips: Part3, Part4
Erscheinungstermin: 15.05.2010