Und wieder einmal rocken die „Boys von Down Under“ die Welt. Nach dem sie schon 2010 an gleicher Stelle in Dresden Station gemacht und Maßstäbe gesetzt haben, ging es also in die nächste Runde! Die Messlatte lag hoch, denn meiner Meinung nach war das Dresdner Konzert der „Black Ice“ Tour das beste und bestorganisierte Konzert das ich je erleben durfte.
Und so avancierte der Dresdner Ostrapark wieder einmal zum Mekka des Rock für ca. 90.000 alte und junge Fans. Alles war wieder perfekt organisiert, zusätzliche Straßenbahnen, Straßensperren für die nicht enden wollenden Heerscharen von Fans. Straßenhändler hatten sich der Aufgabe verschworen auf dem Weg niemanden verdursten zu lassen oder angesichts der Preise wohl doch eher dem Füllen ihres Geldbeutels. Alles sammelte sich auf dem Parkplatz P1, eher eine Wiese, wo dafür gesorgt wurde das niemand hungrig oder schlimmer noch nüchtern am Einlass ankam. Hier machte sich auch die hässlichste Eigenschaft der Massen bemerkbar. Binnen weniger Minuten musste man sich seinen Weg vorbei an Unmassen wild urinierender Gäste durch knöchelhoch liegenden Müll bahnen. Ein paar Müllcontainer hätten da Wunder gewirkt!
Während ich mir, an den Pressecounter gelehnt, dieses Schauspiel der Primitivierung betrachtete, öffneten die Tore und der Run auf die besten Plätze begann. Unter strenger Beobachtung und Begleitung, was so ein bisschen Klassenfahrtfeeling verbreitete, durften wir Fotografen mal einen Blick auf das Konzertgelände riskieren und einige Aufnahmen dieser modernen Völkerwanderung machen.
Den Support bekamen wir leider nicht zu Gesicht und Gehör, weil wir bis 20:00 wieder am Pressecounter auf Briefing und Fotopässe warten mussten. Aber da uns dann in Aussicht gestellt wurde unser Equipment im VIP-Bereich abgeben zu können und damit den Rest des Konzertes in mitten der Fans genießen zu können, fiel das obligatorische Maulen dieses Mal ziemlich gedämpft aus. Ein bisschen taten mir die Fotosklaven der Tagespresse leid, die nach den ersten drei Titeln in die Redaktion sprinten mussten, um die Bilder zu liefern. An mobiles Datennetz war in Anbetracht der Menschenmassen nicht zu denken.
An dieser Stelle sollte ich auch dankbar dafür sein, das AC/DC mit fünfzehn Minuten Verspätung begann, sonst wären wir aufgrund des Laufweges und der mehrfachen Belehrung über die Grabenregeln, niemals pünktlich im Pit gewesen.
Endlich war es soweit und mit einer Kombination aus Videoprojektion und Feuerwerk stürmten AC/DC die riesige Bühne mit den markanten Riffs von „Rock or Bust“, dem Titelsong des aktuellen Albums und sorgte somit schon am Anfang für mehr Leben im Publikum als das in Nürnberg noch der Fall gewesen war. Angus und Brian nutzten von Anfang an die volle Bühnenbreite, so dass jeder Fotograf seinen Shot bekam. Leider wurde während der ersten drei Titel der Steg nicht genutzt, schade das hätte vielleicht noch mal ein extra gutes Foto gegeben. Die Bühne war so extrem tief, dass leider der Rest der Band weit weg war. Schade, denn Chris Slade und Stevie Young machten einen verdammt guten Job, nachdem ja aus bekannten Gründen Malcolm Young und Phil Rudd nicht mehr mit von der Partie sind.
Während „Back in Black“ und „Play Ball“ war ich leider damit beschäftigt Technik im VIP-Bereich zu verstauen und mir die Regeln zum dritten Mal anzuhören aber fast pünktlich zu „Thunderstruck“ war ich zurück auf dem Konzertgelände und bewaffnet mit einem zehn Euro Feierabendbier kam nun der gemütlich Teil. Egal ob die Höllenglocke auf der Bühne schwang oder Angus im Konfettiregen ein siebzehnminütiges Solo ablieferte, besser kann ein Open Air Konzert kaum sein. Der einzige Wermutstropfen waren die Preise. Cheeseburger für 6,-, Wurst für 4,50 oder Pommes groß für 6,- sind jenseits von Gut und Böse. Aber wer für ein Ticket 100,- ausgibt bei dem ist sicherlich noch reichlich zu holen. Egal! Das Publikum nutzte das Angebot und feierte ohne Hemmungen.
Das alkoholische Rahmenprogramm sorgte dann auch für lustige Begebenheiten zumal alles friedlich blieb. Eben eine große Familienfeier! Die Altrocker auf der Bühne gönnten sich zwischen den Titeln größere Pausen als noch vor 5 Jahren, lieferten aber eine perfekte Show, bei der eins fehlte. Angus ließ seinen Hintern diesmal in der Hose! Im Zugabenteil begaben sich AC/DC nochmal auf den „Highway to Hell“ und mit „For Those About To Rock“ endete ein fantastischer Abend in Feuerwerk und Kanonendonner!
Fazit: Auch wenn ich am Ende noch einmal feststellen durften das Denken nicht bei allen Securitys zur Arbeitsbeschreibung gehört und deswegen das Konzert zum Joggingprogramm ausartete, für meine rockenden Lieblingsaustralier jeder Zeit wieder. Ich hoffe einfach, dass es noch eine weitere Tour geben wird und ich die Jungs noch ein drittes Mal in meiner Heimatstadt erleben darf. Und für alle die noch unsicher sind: Holt euch ein Ticket, wer weiß ob und wann es noch einmal so eine Chance gibt.
Hier geht es zu den Bildern vom Konzert.
Setlist:
01. Rock Or Bust
02. Shoot To Thrill
03. Hell Ain’t A Bad Place To Be
04. Back In Black
05. Play Ball
06. Dirty Deeds Done Dirt Cheap
07. Thunderstruck
08. High Voltage
09. Rock ‚N‘ Roll Train
10. Hells Bells
11. Baptism By Fire
12. You Shook Me All Night Long
13. Sin City
14. Shot Down In Flames
15. Have A Drink On Me
16. T.N.T.
17. Whole Lotta Rosie
18. Let There Be Rock
Zugaben:
19. Highway To Hell
20. For Those About To Rock (We Salute You)
Bericht und Pics by Jörg Fischer