Nocte Obducta - Verderbnis (Der Schnitter Kratzt An Jeder Tür)
Nocte Obducta - Verderbnis (Der Schnitter Kratzt An Jeder Tür)

Nocte Obducta – Verderbnis – Der Schnitter kratzt an jeder Tür (Review und Kritik)

Nocte Obducta - Verderbnis (Der Schnitter Kratzt An Jeder Tür)
Nocte Obducta - Verderbnis (Der Schnitter Kratzt An Jeder Tür)

Totgesagte leben länger… „the unsexiest Band undead“ – Nocte Obducta – sind zurück! Nachdem die „Sequenzen einer Wanderung“ vor drei Jahren die Auflösung einer Gruppe besiegelten, die im deutschen Schwarzmetall bis zum bitteren Ende eine Art Kultstatus innegehalten hatte, erscheint nun mit „Verderbnis – Der Schnitter kratzt an jeder Tür“ eine lange angekündigte und dennoch unerwartet klingende Fortsetzung ihres primitiven Zwischenspiels. Und wo uns die Grabnebelfürsten und Lunar Aurora noch warten lassen, servieren uns die Mainzer schon jetzt ein würdiges Come-Back…

Ein letztes Album sollte es damals sein – ein würdiger Abschied von all den Fans, der zeitgleich den Weg zu neuen Pfaden mit „Dinner auf Uranos“ ebnen sollte. Und obwohl die Scheibe im allgemeinen gut angenommen worden ist, haben die Vorsätze nicht wirklich lange gehalten. Die Jungs um den umtriebigen Marcel Breuer haben wieder Blut geleckt, und sich zunächst als „untote“ Band aufgemacht ihren neuen Stil völlig über den Haufen zu werfen.

Roh und primitiv muss es werden, düster und abgrundtief böse. Und vor allem sollte die Scheibe möglichst viele Ex-Mitglieder Noctes unter einen Hut bringen und in einem wirklich letzten Album vereinen. So war zumindest der Plan, doch erstens kommt es anders – und zweitens als man denkt. Denn mit „Verderbnis“ kehren die Jungs 2011 zurück in die Welt der „lebenden.“ Die ersten Konzerte sind bestätigt, weitere Alben angekündigt, und mit Stücken wie „Schlachtenflieder“ dürften dann auch schon einmal die

Nocte Obducta 2011
Nocte Obducta 2011

alteingesessenen Fans befriedigt sein. Der zweite Titel der Scheibe ist ein typischer Nocte Obducta Song wie er auch auf einer der Nektar Scheiben hätte vertreten sein können. Eben das könnte allerdings dem ein oder anderen sauer aufstoßen, der wirklich mit einem dreckigen Album im Schwarzmetall Stil gerechnet hatte. Auch wenn Songs wie das langsame, klar gesprochene „Schweißnebel“ düster und beklemmend anmuten, so sind die Produktion und der Klang ihres neuen Albums auf´s ganze gesehen doch sehr glatt und auch durchaus eingängig. (Beinahe) jeder Song schafft es auf Anhieb sich im Kopf festzusetzen und wirklich fließende Übergänge gibt es gar nicht. Nachdem sich „Schweißnebel“ nämlich zum Ende hin etwas weniger doomig aus den Boxen schleppt, holt das kürzeste Stück „Niemals gelebt“ direkt die Punk-Attitüde raus. Schnell, mit scheppernden Drums und sich überschlagendem Kreischgesang… was Darkthrone können, können die Mainzer eben schon lange – das wird nicht nur durch das hurmorvoll gestaltete Artwork der Platte deutlich. Vielleicht zeigt es „Traumschänder“ bei ein paar Bierchen und einer Ananas in „El Chukks Taverne.“ Der gleichnamige Song selber stellt für mich leider den Tiefpunkt des Albums dar. Denn trotz dem kleinen Seitenhieb zu ihrem zweiten

Nocte Obducta Logo
Nocte Obducta Logo

Werk (oder gerade deswegen), will das Lied nicht wirklich zünden und geht, vom Weihnachtsmann „Hohoho!“ zu Beginn mal abgesehen, leider etwas unter zwischen exzellenten Black Metal Stücken wie „Obsidian zu Pechstein.“ Das Tavernen-Lied wird nämlich nicht nur vom kürzesten, sondern auch vom längsten Song der Scheibe eingerahmt. Mit einer Überlänge im Sinne von „Und Pan spielt die Flöte“ haben wir es hier natürlich nicht zu tun, dennoch schafft gerade dieser Song mit einer leichten Prise Burzum im Keyboard Klang es, eine wirklich düstere Atmosphäre aufzubauen. Keyboarder Flange scheint sowieso eine treibende Position in der Reunion Noctes Inne gehabt zu haben, so ist es gar nicht mal verwunderlich dass ein Lied wie „Wenn ihr die Sterne seht“ extrem Keyboard-dominiert ist – und das trotz Blastbeats und Thorstens harschem Gesang. Auch wenn ich zugegebenermaßen die Stimme des Unholds in Noctes Vergangenheit immer noch am besten und markantesten finde, ergänzen sich die vielen Wechsel auf „Verderbnis“ unheimlich gut. Sei es mal die krächzende Schwarzmetall Stimme, mal die eher weich tönenden Vocals von „Dinner auf Uranos“ Sänger Stephan, oder eben Thorsten der in´s Mikro gröhlt – zu viel Abwechslung kann es gar nicht geben. Nach dem ältesten und Namensgebenen Stück der Scheibe, dass in meinen Augen den verdienten Höhepunkt darstellt ist dann leider schon Schicht im Schacht – aber man weiß ja nun dass man sich weiterhin auf Großes freuen darf. Gott hat fertig.

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Fazit: Wer hatte denn schon wirklich erwartet dass der Arbeitstitel „Schwarzmetall II“ gerechtfertigt wäre? Dafür müsste die Band ihr eigenen Erfahrungen als Musiker schließlich um Jahre zurückschrauben. Mir zumindest war klar, dass das ganze klanglich irgendwo auf die „Nektar“ Ecke hat zusteuern müssen – dementsprechend bin ich auch absolut nicht enttäuscht. Düster, böse und teilweise richtig wütend ist die Scheibe dennoch geworden – wäre dies ihr „Abschiedsalbum“ könnte ich wesentlich besser damit leben als vor drei Jahren als die Sequenzen und das DaU Album mich nur mit verwirrtem Blick zurückgelassen haben. Wem eben jene musikalischen Wege, ähnlich wie mir, einfach zu experimentell waren und der Nocte zumindest ein kleines bisschen wie früher erleben möchte, kann hier beruhigt zugreifen.

Titelliste von „Verderbnis“

  1. Tiefrote Rufe
  2. Schlachtenflieder
  3. Schweißnebel
  4. Niemals gelebt
  5. El Chukks Taverne
  6. Obsidian zu Pechstein
  7. Wenn ihr die Sterne seht
  8. Verderbnis

(8,5 von 10)

Anspieltips:
> Niemals gelebt
> Obsidian zu Pechstein
> Verderbnis

Erscheinungstermin:
04.11.2011

http://www.nocte-obducta.de/

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