Dienstag Abend, 18 Uhr: Klammheimlich zieht sich die Sonne zurück und macht der tiefschwarzen Nacht Platz. Irgendwo in einem Hinterhof in Berlin:
Im Keller eines, nunja, nicht mehr allzu modernen Hauses, hat die Mittelalterband Corvus Corax ihre Zelte aufgeschlagen. Hier in einem Wirrwarr von unzähligen Gängen und Kellern produziert eine der größten Bands der Szene ihre fantastischen Alben. Begrüßt mit Brötchen und Bierchen, drängten sich ca. 10 oder 12 Leute der Presse, persönlich eingeladen, in einen kleinen Raum, dem Tonstudio. Zu hören gab es erste Eindrücke vom neuen Album „Gimlie“, welches am 15.11.2013 auf den Markt geworfen werden soll. Noch lang sind nicht alle Stücke fertig, da fehlt noch der Leadgesang, dort fehlen Chöre oder Instrumente. Aber einen ersten Eindruck konnten wir gewinnen. Dieses Album wird großartig.
„Gimlie“ ist das goldene Zeitalter nach dem Ragnarök. So sind auch die Texte dieses Albums gesungen in keltischer, altgälischer, mittelhochgälischer, altenglischer oder altnordischer Sprache. Durch die Lieder führten Wim, Castus und Norri.
Gutgelaunt (trotz Jetlag nach einer Tour durch Kanada, Schweden und den Azoren) und sehr persönlich nahmen sie sich Zeit und erklärten Entstehungsgeschichten und Inhalte der Lieder.
Tracklist
1. Intro – wird als letztes fertig gestellt (aus Prinzip) und war somit noch nicht zu hören
2. Gimlie – noch nicht aufgenommen
3. Das Einhorn – Das Fabelwesen wird besungen nach einem Traktat von Julius Cäsar um 113 n. Chr.
4. Der Schrei / 5. Königinnen werden ihr neiden / 6. Derdiu – Eine Trilogie über die Geschichte von Derdiu, der schönsten Frau der Welt mit schneeweißen Zähnen. Das Wort „Schrei“ wird hier übrigens eins zu eins umgesetzt.
7. Grendel / 8. Beowulf is min Name / 9. Beowulf ist glücklicher Sieger – Ebenfalls eine Trilogie um die Geschichte von Beowulf und Grendel, mit teils unheimlichen Lauten, über deren Entstehung wir lieber nicht nachdenken wollen.
Zitat Wikipedia: „Grendel wird als Unhold, Jöte, Thurse oder Troll beschrieben, der, mit übermenschlichen Kräften ausgestattet, die Methalle Heorot (Hirschburg) des dänischen Königs Hrothgar heimsucht und verwüstet. Heorot liegt in der Nähe eines Moores, in dem Grendel lebt, und wird nach der Errichtung der Methalle durch die Dänen von dem Unhold als Eigentum beansprucht. Viele Dänen finden durch Grendel den Tod. Der mit Hrothgar befreundete Held Beowulf aus dem nicht näher bestimmten Land der „Geaten“ (vielleicht Gauten oder Goten) stellt sich dem Kampf mit Grendel und verwundet ihn so schwer, dass Grendel seinen rechten Arm einbüßt. An dieser Verletzung stirbt er. Seine Mutter, das Meerweib, versucht daraufhin, den Tod ihres Sohnes zu rächen, und wird ebenfalls von Beowulf erschlagen.“
10. Intro Crenaid Brain (Rabenfestmahl) /11. Krummavisur (Der hungernde Rabe) – Eine Geschichte über einen Raben, der im Winter frierend in einer erkalteten Lavaspalte sitzt, kurz vorm Verhungern, dann einen toten Widder findet und alle seine Freunde zu einem wahren Festschmaus lädt. Versetzt mit echten Rabenlauten, muss man die Hintergrundgeschichte nicht kennen, um zu verstehen, was diese Lieder ausdrücken wollen.
12. Twilight of the Thunder God – Alle Metalfans werden sich die Augen reiben, ja es ist tatsächlich ein Cover von der befreundeten Band Amon Amarth. Unglaublich was wir da zu hören bekommen haben, aber irgendwie total geil. Mit anderen Worten lässt es sich kaum beschreiben.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass dieses Album Potential hat, wieder sehr erfolgreich zu werden. Die Melodien sind zum größten Teil eingängig und leicht zu merken, tanzbar sind sie auf jeden Fall. Nur mit dem Text könnte es leichte Probleme geben, doch wie sagte mein Chorleiter immer zum Publikum:“Wenn Sie den Text nicht können, singen Sie einfach auf nana, lala oder ähnliches mit.“
Unterstützt durch viele Dozenten alter Sprachen (z.B. Diarmuid Johnson) und tollen Gastmusikern, wie z.B. Robert Beckmann von The Inchtabokatables (Fiedel), Arndis Haller Asgeirsdottir von Apassionata (mit ihrer großartigen, glockenhellen Stimme, dieser Song wird niemals live aufgeführt werden), Mario Korneck (Davul) und Brandan (Dudelsack) von Cultus Ferox, Jennifer Evans-van der Harten von Omnia (Harfe) und vielen anderen, wird dieses Album ein toller Mix.
Anschließend hatten wir noch Gelegenheit mit den Jungs und deren Promoterin Doro zu quatschen und den Rest des Studios sowie die Instrumentenwerkstatt zu bewundern.
Mit großer Spannung warten wir auf die fertige Version und werden es uns sicherlich nicht nehmen lassen, Corvus Corax auch auf ihrer Tour zu besuchen und euch natürlich davon zu berichten.