Den Namen Peter Spilles konnte man in den letzten 2 Jahren nur schwer ignorieren. Schließlich war der umtriebige Musiker nicht nur mit seiner bekanntesten Band Project Pitchfork, sondern auch mit Nebenprojekten mehr als erfolgreich in Erscheinung getreten: Santa Hates You und Imatem sind da zu nennen, außerdem die Kooperation mit Sara Noxx. Auch im vergleichsweise hohen Alter kann man musikalisch und kreativ noch einen zweiten Frühling erleben. Wie sich das auf Project Pitchfork auswirken würde, war mit Spannung zu erwarten. Man kann entweder sein kreatives Potential in die Nebenprojekte „verpulvern“ oder es kommt der Hauptband zugute. Letzteres ist es, zum Glück. Aber mal ehrlich: Etwas anderes hätte man von Peter Spilles, den man nicht umsonst das Chamäleon nennt, nicht erwartet.
Die Ausflüge mit Imatem und Santa Hates You waren, wenn man das Album mit dem Vorgänger „Kaskade“ vergleicht, sehr förderlich für die Band. Denn im Vergleich wirkt „Dream, Tiresias!“ sehr verschlankt und elektronisch, der Bandsound der letzten Alben musste den guten alten Synthesizern weichen, die wieder poltern dürfen wie zu seligen „IO“-Zeiten. Das heißt im Endeffekt, dass eigentlich alles wieder da ist, was Project Pitchfork einst so berühmt gemacht hat: EBM-lastige Tanzbarkeit, Eingängigkeit, Melancholie, Peter Spilles‘ markante Stimme und ganz typische PP-Keyboard-Flächen. Sprich, es ist jetzt schon ein Festessen für den alten Fan.
Und ganz besondere Leckerbissen haben es ebenfalls auf das Album gefunden: Da ist auf jeden Fall die Single „Feel“, die sich anschickt, ein „Timekiller“-Nachfolger zu werden, da sie im Prinzip alles das bietet, was auch der legendäre Song bietet: Tanzbarkeit, Eingängigkeit, einen guten Text und saustarkes Songwriting. Nicht weniger gelungen ist aber auch der Opener „If I Could“, der mit einem eingängigen Refrain und einer unentziehbaren Tanzbarkeit punktet. Auch „Promises“, das in seiner Machart an eine härtere und weniger verträumte Version von Depeche Mode erinnert, kann überzeugen, nicht nur durch den sehr zynischen Text und den eingängigen Refrains. Ein weiterer Übersong der Scheibe ist das harte „Your God“, das neben extrem tanzbarer Beats und Bässe auch einen Kirchenchor parodiert und insgesant für die Tanzfläche und besonders Liveauftritte wie prädestiniert zu sein scheint. Auch „Full of Life“ wird auf lange Zeit seine Liebhaber finden, da der Song neben dem Überflieger „Feel“ am eingängigsten und tanzbarsten ist.
Fazit: Wie es zu erwarten war ist „Dream, Tiresias“ ein saustarkes Project Pitchfork-Album, an dem ich kaum Schwächen und keine schwache Songs ausmachen kann. Das einzige Manko, an dem das Album meiner Meinung nach krankt, ist der Übersong der Scheibe, „Feel“. Dieser ist nämlich so über, dass alle Songs in seinem Schatten recht mickrig wirken, was sie aber auf gar keinen Fall sind. Ansonsten wirkt die Scheibe wie aus einem Guss und ist meiner Meinung nach auch das stärkste PP-Album seit dem Erfolgswerk Daimonion. Und doch, ein gutes hat auch „Feel“. Nun werden Project Pitchfork nicht mehr nur auf Timekiller reduziert. Eigentlich ungerechtfertigt, aber ist man es nicht selbst schuld, wenn man Übersongs schreibt? Ich würde dem Album auf jeden Fall mehrere Anläufe geben, dann entfaltet es sich ganz.
- If I Could
- Nasty Habit
- The Tide
- Promises
- An End
- Your God
- Feel
- Full of Life
- Darkness
- Passion
Veröffentlichungsdatum: 27.02.09
Anspieltipps:
- If I Could
- Nasty Habit
- An End
- Promises
- Feel
- Full of Life
- Your God