Den Löwen im Banner, den Hirschen im Herzen – Das RockHarz Festival 2019

Es gibt sicher wenige Festivals, die sich jedes Jahr neue Ziele setzen und dabei so familiär bleiben wie das RockHarz. So gab es auch in diesem Jahr einige Neuerungen, zu denen Einweiser gehörten, die die anreisenden Fans auf die verfügbaren Zeltplätze aufteilten. So weit man sehen konnte, gelang es dieses Jahr besser als in den Vorjahren dem riesigen Ansturm Herr zu werden. Sicher gibt es noch einige Punkte, die verbessert werden sollten, dazu zählt wohl eine unausweichliche Vergrößerung des Campgrounds, um allen Besuchern ein unvergessliches Ereignis bieten zu können. Auch die zusätzliche dritte Wasserstelle sollte sich im Laufe des Festivals noch bezahlt machen. Die versprochenen Wartebarken am Merchandise-Stand waren zwar vorhanden, dennoch gab es nach der Ansicht vieler Fans einfach zu wenige T-Shirts. Vielleicht sollte man auch hier einen zweiten Verkaufsstand und eine höhere Stückzahl für das kommende Fest einplanen. Dennoch hatten alle Neuerungen ihren Sinn und wurden von den Fans dankbar aufgenommen.

Der erste Tag im Sonnen-Harz

Den Auftakt eines jeden RockHarz übernehmen die Bands am Mittwoch, die mit unterschiedlichen Stilrichtungen die Besucher auf das kommende Festival einstimmen sollen. „From North“ und „Brothers Of Metal“ bedienten die Power-Metal Fans, während “Vader” und “Combichrist” eher für Besucher gedacht waren, die ausgeruht und voller Energie diesen ersten Tag mit allen Sinnen erleben wollten. Das erste Highlight stand dann mit „J.B.O.“ an. Die Band, die in den letzten Jahren mit ihren CDs nicht immer überzeugten konnten, brannten eine Retro-Show ab, die neben den unsterblichen Hits der „Explizierten Lyrik“ auch einige neue Stücke beinhaltete und die Masse das erste Mal zum Schwitzen brachte.

Der Staub legte sich nur kurz, denn den Abschluss übernahm „The German Tank“ Udo Dirkschneider mit seiner Band. Old-School Heavy Metal, wie man ihn einfach lieben muss. „U.D.O.“ zeigte sich in bester Spielfreude und sorgte dafür, dass dieser Abend den Besuchern noch lange im Gedächtnis bleiben sollte.

Tag Nummer Zwei – Staubalarm unter der Teufelsmauer

Sicher gibt es bei einem Festival nichts übleres als Regen. Dennoch hätte dieses Wetterphänomen in geringer Ausprägung dem RockHarz gutgetan, denn der Staub war mittlerweile überall. Aber lassen wir das Jammern auf sehr hohem Niveau. Während „Blood Red Hourglass“ die Ehre hatten den Festivaltag zu eröffnen, fanden sich erfreulicherweise doch zahlreiche Zuschauer zu dieser frühen Show ein. „Nervosa“ gaben noch einmal richtig Gas, ehe die Dark-Rock Formation „Lacrimas Profundere“ die Temperaturen auf dem Infield weiter steigerten. Eine sehr ambitionierte Band, von der man auch in Zukunft noch viel hören dürfte, sind „The Unguided“. Eine interessante und unterhaltsame Mischung präsentierte die Herren vor einem wirklich feierwütigen Publikum.

Der nächste Act ist seit jeher eine sichere Bank. Sängerin Inga und ihre Mannen haben den Chorgesang in den Metal gebracht. Kein Wunder, dass „Van Canto“ wie Heilsbringer begrüßt wurden und dementsprechend frenetisch abgefeiert wurden. Mit dem Everblack „The Mission“ wurde der Auftritt standesgemäß beschlossen. Die Rückkehrer dieser Saison waren zweifelsohne „Coppelius“. Die Herren, samt Butler Bastille, legten eine wohlverdiente Pause ein und präsentieren seit einigen Monaten ihre eigene Oper. Aber nichts geht logischerweise über eine Bühnenshow, die man wohl am besten als Antik-Metal beschreiben könnte. Die Setlist war gut durchdacht und sorgte für begeisterten Jubel. Nach einem so ungewöhnlichen Erlebnis sorgten „Feuerschwanz“ wieder dafür, dass sich die Alkoholreserven der Besucher auffüllten. Mit ihren lustig-zweideutigen Texten schafften es der Hauptmann und seine Mitstreiter das Infield zu füllen. Vielleicht nicht jedermanns Geschmack, aber unterhaltsam und sympathisch ist diese Band auf jeden Fall.

Echte Urgesteine sind „Lordi“ ohne Zweifel. Die finnische Band mit ihren unverwechselbaren Masken verhilft jeder Party nochmal zu einem Höhepunkt. Da die Songauswahl die altbekannten Tracks enthielt, durfte sich der geneigte Zuschauer über diesen bunten Reigen zwischen „Who’s Your Daddy“ und „Would You Love A Monsterman“ freuen. Selbstverständlich fand auch das legendäre „Hardrock Halleluja“ seine Aufführung beim RockHarz 2019 und sorgte für Begeisterungsstürme. Eine besondere Show boten „Wintersun“. Mit ihrer „15th Anniversary Show“ legten die Finnen die Messlatte für die kommenden Tage sehr hoch. Die Fans waren restlos zufrieden und konnten „Cradle Of Filth“ noch im Rausch erleben, ehe die Wikinger von „Amon Amarth“ mit einer üppigen Bühnenshow und Pyro-Effekten diesem Tag endgültig den Stempel „legendär“ aufdrückten.

Der dritte Tag im Zeichen des Hirsches

„Milking The Goatmachine“ haben sich durch ihre besondere Bühenshow eine Ausnahmestellung im Metal erspielt und auch bei diesem Festival ziehen die Herren ihre Trumpfkarte und können am frühen Nachmittag die Gäste von sich überzeugen. „Elvenking“ machen ordentlich Druck und schaffen es mit ihrem Power-Metal-Folk die Druckzahl nochmal zu erhöhen. Während einige Fans den Schatten suchen, kann sich der Großteil von der musikalischen Klasse dieser Band überzeugen. Ein großartiger Auftritt, der einfach spaß gemacht hat. Durch eine Verspätung tauschten „the Nightflight Orchestra“ und „Omnium Gatherium“ die Slots und sorgten für den perfekten Mix an einem warmen Sommertag. Mit „Kissin Dynamite“ standen im Anschluss die Wegbereiter des Modern Stadion Rocks bereit und sorgten mit ihren mitsingbaren Songs für eine angenehme Atmosphäre. Hier hat man sicher noch einige Fans dazugewinnen können. Eine weitere feste Größe im Metalzirkus sind auch „Soilwork“. Die schwedischen Death-Metaler konnten mit einer energiegeladenen Show überzeugen, die auch den letzten Bierwagen-Steher zum Bangen brachte.

Eine echte Bereicherung dieses Festivals. Die Gitarrenvirtuosen von „Dragonforce“ dürfen bei einem solchen Meeting natürlich nicht fehlen und sorgten mit ihrem unverwechselbaren Sound für Staunen, was man aus einer Gitarre herausbekommen kann. Etwas elektronischer und technischer wurde es dann bei „Hypocrisy“. Eine Band, die einem gesamten Subgenre den Weg ebnete und wohl zu den anspruchsvollsten Musikern gezählt werden darf. Obwohl man die Herren doch schon einige Male zu Gesicht bekommt, ist jeder Auftritt ein unvergessliches Erlebnis. Der nächste Act hat sein Zuhause in einer ganz anderen Ecke der weiten Metalwelt. „Saltatio Mortis“ fingen als Mittelaltermarktband an, ließen immer mehr Gitarren, Drums und Bässe zu und gehören mittlerweile zu den erfolgreichsten Mittelalterrockbands. Ihre Wurzeln vergessen haben die Spielmänner nie, wie man auch auf diesem Konzert erleben durfte. Eine gelungene Show eines würdigen Headliners.

Der Name der nächsten Band wirkt wie ein Donnerschlag auf alle Freunde der harten Musik. „Dimmu Borgir“ gaben sich die Ehre und durften sich über ein gut angeheiztes Publikum freuen, dass ihre düsteren Klänge amtlich begleiteten. Wem der Begriff „Headliner“ nie richtig verständlich war, bekam an diesem Abend die passende Definition. Nach diesem denkwürdigen Gig spielten „Russkaja“ ihre einzigartige Mischung aus Folklore und Metal und brachten damit auch den vitalsten Metaller an seine körperlichen Grenzen.

Nochmal Vollgas, auch am letzten Tag

Gestartet wurde der letzte Tag mit „Follow The Cipher“. Den Sound dieser Band muss man einfach lieben. Schnelle Riffs, satte Drums und eine weibliche Sängerin, die einfach weiß, wie man rocken sollte. Etwas undankbar mag dieser Slot gewesen sein, jedoch dürften wir in Zukunft noch sehr viel von dieser Band zu hören bekommen. Gerne das nächste Mal nach dem regulären Aufstehen. „Visions Of Atlantis“ gehören zu den bekannten Symphonic-Metalbands. Mit ihren verträumten und dennoch harten Klängen kommen die Female Fronted Metaler bei jedem Publikum gut an. Daher kann man die Reaktionen als frenetisch bezeichnen, die diesen erfahrenen Musikern entgegenschlug. Eine weitere Formation, die stets gern gesehen sind, sind „Freedom Call“.

Power-Metal, den man sofort in sein Herz schließt. Hier zeigt sich die Hamburger Schule, die sich ihren Einfluss bis zum heutigen Tage erhalten hat. Keine verwirrenden Songstrukturen, sondern geradeaus und hart. Nachdem bei den bisherigen Konzerten keinerlei Soundprobleme auftauchten, erwischte es die „Burning Witches“ zu Beginn ihres Sets. Teilweise schwankte der Lautstärkepegel und es gab Abstimmungsprobleme innerhalb der Band. Zum Glück lösten sich die Turbulenzen nach dem dritten Song in Luft auf und man konnte dem zeitlosen Hardrock ohne weitere Vorkommnisse lauschen.

Oft gesehen auf sämtlichen Festivals des Landes sind „Mono Inc.“. Die sympathische Band ist wieder zu ihren Wurzeln zurückkehrt und wurde euphorisch empfangen. Das besondere Highlight war eine Setliste, wie man sie sich als Fan nicht besser wünschen konnte. „Voices Of Doom“ sorgte für Gänsehaut, ehe das neuere „Children Of The Dark“ nochmal alles toppte und die Dark-Rocker würdig verabschiedete. Der letzte Abend brach an und es wurde Zeit für eine besondere Band. „Epica“ übernahmen das RockHarz, anders kann man diesen Triumphzug nicht beschreiben. Im wahrsten Sinne beflügelt zeigten sich Simone und ihre Mitstreiter in bester Spiellaune und entzündeten ein Symphonic-Metal Feuerwerk, das jeden Besucher noch lange in Erinnerung bleiben wird. Leichter Regen setzte ein und „Korpiklaani“ betraten die Bühne. Es gibt wohl kaum eine Band, die dem Alkoholkonsum so amüsant huldigt, wie die Nordmänner.

Der Auftritt verging wieder einmal viel zu schnell, während der Regen es nicht schaffte die Besucher zu vertreiben. Der Headliner des Abends waren die Jungs von „Children Of Bodom“. Auch schon lange dabei, feierten die Musiker ein Best-Of ihrer bisherigen Karriere ab und sorgten mit ihren keyboardlastigen Songs für eine entspannte Stimmung, die alle Fans nochmal zum letztmaligen Headbangen aufforderte.

Fazit:

Das RockHarz bietet derzeit ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis an. Es mag sicher noch Verbesserungspotenzial im Bereich des Anreiseverkehrs oder beim Merchandise geben. Das alles ist jedoch Jammern auf sehr hohem Niveau. Die familiäre Stimmung, die Möglichkeit jede Band zu sehen, da es ja keine Überschneidungen gibt und ein großartiges Gelände lassen die Kritik doch ziemlich schnell verblassen. Man kann den Machern zu diesem Festival nur gratulieren und wir freuen uns schon auf 2020, um den Harz wieder zu rocken.

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