So ziemlich alles, was die Bezeichung -core besitzt, ist für mich eher ein Grund weg als hin zu hören. The Orange Man Theory aus dem sonnigen Italien knallen mir eben genau diesen um die Ohren in den Ausrichtungen Grind- und Hard-, verknüpfen diese Melange mit so mancher rockigen Passage, könnten durchaus auch in den Screamo Topf geschmissen werden, wozu dann doch der emotionale Aspekt abhanden kommt und Party verquickt mit Systemkritik im Vordergrund steht. Also an sich für mich alles ein Grund, das ganze komplett zu ignorieren…
…wenn „Satan Told Me I’m Right“ nicht sogar recht hörbar geworden wäre. Sofern man natürlich auf Core-ige Sachen steht und das sollte bei The Orange Man Theory schon der Fall sein. Es wird ordentlich gehackt, gegroovt und häufig auch richtig gerockt, was dann meist in einer schweißtreibenden Southern Rock Orgie ausartet, bei der die Italiener völlig entfesselt zeigen, dass man den Süden Europas durchaus mit heißen texanischen Wüstenlandschaften vergleichen kann. Schon beim zweiten Song „Gimme the goat“ funktioniert die Mischung außerordentlich, denn zu den progressiv wirbelnden Drums gesellen sich irre Riffs und das heisere Geschrei des Fronters Gianni. „On the darthboard“ zerfetzt die Stille mit starken Blasts und Erinnerungen an Nasum kommen zumindest bei mir hoch.
Was mir an dem Album recht gut gefällt ist, dass man im Gegensatz zu vielen Genre-Kollegen keine „leichte“ Unterhaltung bietet, sondern mannigfaltige Songstrukturen und gelungene Überraschungen, wie den absolut geil rockenden Schlusspart des Titeltracks. Gesangliche Experimente, die sich in cleanen Ausbrüchen manifestieren, lassen Abwechslung aufkommen und stehen den Italienern zum Beispiel bei „Meet uncle terror“ sehr gut zu Gesicht. Gelegentliche Film-Samples (zum Beispiel aus Southpark) lockern das Album weiter auf, mit dem akustisch vorgetragenen „A rational mind“ lenkt man in beruhigendes Westernfeeling um, aber sofort wird wieder mit dem vertrackten, jazzig beginnenden Song „Psycho poses to fall back on“ diese kurze Ruhe zerhackt und umgepflügt.
Fazit:
Ich musste mich eines besseren belehren lassen, den auch -core Musik kann durchaus interessant sein. In dem Fall von The Orange Man Theory kann sie sogar richtig Spaß machen. Die nicht allzu sehr progressiven Songstrukturen liefern genug, um sich langfristig mit dem Album zu beschäftigen ohne Musik studiert zu haben, die rockigen Parts machen einfach massiv Stimmung und ich wette, live geht bei den Italienern bestimmt so richtig die Post ab. Für mich nicht essentiell, aber reinhören darf man hier durchaus.
Trackliste:
- Straight to extinction
- Gimme some goat
- On the darthboard
- Satan told me I’m right
- Gavino is back in town
- Orange is the color of the high speed season
- Savage but focuses
- Meet uncle terror
- A rational mind
- Psycho poses to fall back on
- El poder brutal
Anspieltipps:
Gimme some goat, Satan told me I’m right, Meet uncle terror
Erscheinungstermin:
27.04.2009
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