Mitten im Herzen des verschlafenen Nordosten Germaniens sollte sie stattfinden, die Schlacht um die im 13. Jahrhundert entstandene Burg Klempenow, am fünften Sonnabend des siebten Monats. Das ländliche Schlachtfeld zierten die Banner von Agonoize, gestärkt durch die offensiven und konzerterprobten Einheiten von Centhron, die jeweils ihre treuen Gefolgsleute in großen Trauben hinter sich einten. Die einzigen Feinde weit und breit: Die Stille und die Silberhochzeit, die in der Nachbarschaft gefeiert wurde.
„Halt, da war eine Burg“ ertönte es, als ich mein Gespann gemächlich über das Pflaster lenkte, bedacht, die dunklen Gestalten an der Postkutschenstation nicht unter die Hufe zu bekommen. Sofort gebot ich den Pferden Einhalt, um mich der Umgebung zu widmen, und tatsächlich: Hinter einigen alten Bäumen war das Dach der Burg zu Klempenow erkennbar, und dicht nebendran ein wohl einst als Stall genutztes, großräumiges Bauwerk.
Genug der geschwungenen Worte – ich war mit meiner bezaubernden Fotografin zwei Stunden zu früh am Ort, so dass wir einige Zeit hatten, uns mit der Umgebung zu beschäftigen. Da nebenher selbstverständlich Aufbau und Soundcheck in vollem Gange waren, wurde schnell klar, das es nicht die Reithalle/Stall war, in der wir Centhron und Agonoize zujubeln würden, sondern die kleine Gewerbehalle, wenige Schritte neben der Burganlage. Nunja, kuschelig würde es wohl werden, so dachten wir.
Kurz nach unserem Eintreffen warteten bereits etwa zwei Dutzend weitere Konzertgänger auf den Einlass, der den Angaben eines Veranstalters um 19 Uhr sein sollte. Ihr staunt, aber in einem vorpommerischen Landkreis fällt man so mit schwarzem Dresscode schon auf. Zumal Klempenow wohl auch eher zu den Orten zählt, wo jeder jeden kennt.
Um euch Lesern die endlose Wartezeit nicht minutiös aufzudröseln, gibt’s hier nun erstmal eine kleine Beschreibung der Location:
Es erwartete uns eine frisch hergerichtete Veranstaltungshalle – so frisch, dass man beinahe das Aftershave des Malermeisters hätte riechen können, wenn es nicht so nach Lösungsmitteln gestunken hätte. An einigen Stellen war nicht einmal der Putz an der Decke getrocknet…
ABER – DEEPinSIDE und The Dark Place haben sich unter maßgeblicher Mitwirkung von Elmar’s und Chris’ Bands wirklich alle Mühe gegeben, trotz des sehr einfachen Veranstaltungsortes ein Konzert zu präsentieren, das den Besuchern lange in guter Erinnerung bleiben wird.
Als um 20.30 Elmar, Netti, Stefan und Melly die kleine Bühne betraten wurde schnell klar, dass für viele Centhron der wichtigere Act des Abends war. Die durchweg einschlägig bekannten Songs Einheit C und Gasman eröffneten das einstündige Programm des Klang-Kommandanten. Es folgten die Roter Stern-Klassiker Bitch of Dreams, Dreckstück und WK III, die lustvoll abgerundet wurden mit Cleopatra, Roter Stern sowie Orkan, ehe mit Eisenfresse und Stirb dieser viel zu kurze Gig ein jähes Ende fand.
Entschädigend war dann aber doch, dass sich Elmar sofort den lauernden Fans aussetzte, die begierig Antworten auf ihre Fragen, oder Autogramme suchten. Wenige Augenblicke später hatten sich auch die weiteren drei Bandmitglieder von dem Auftritt soweit erholt, dass ein Bad in der wartenden Menge der Fans möglich war. Zahlreich wurde die Chance genutzt, sich mit den vieren Ablichten zu lassen. Überwältigt von dieser doch recht selten gewordenen Fannähe verpassten wir beinahe den Auftakt zu Agonoize…
Etwa neunzig Minuten feuerten Chris, Mike und Olli aus vollem Rohr – oder doch lieber aus voller Arterie? Denn blutig war sie wirklich, die angekündigte Bloodshow, vor der wir schon am Eingang gewarnt worden waren. Wahrscheinlich ist das einer der Gründe, warum wir nur während der ersten 3 Songs (Zöllibat, Fight for Your Right, Bänbbäng Goodbye) fotografieren durften. Fest steht, dass es nicht viele Bilder dieses Auftritts geben dürfte, denn bessere, private Kameras oder Camcorder wurden am Einlass sogleich herausgefischt.
Die textsicheren Fans, die sich zunächst vor der Bühne sammelten, wurden im weiteren Verlauf von der extatisch tanzenden Meute verdrängt, während Alarmstufe Rot, Schaufensterpuppenarsch oder der Vollrauschfetischist erklangen. Drei Songs später (Suizid, I Am, Ohne Titel) nahm die Bloodshow ihren Höhepunkt, während Chris eindrucksvoll Psychopath performte. Es folgten noch die Agonoize-Songs schlechthin: Seelenbrecher, Staatsfeind, Death Murder Kill, Femme Fatal und Bis das Blut gefriert zu guter Letzt. Doch die keuchende Meute lechzte gerade zu nach mehr, sodass sich die drei Musiker zur geforderten Zugabe hinreißen ließen. Damit zerfetzten dann noch Paranoid Destruction, Glaubenskrieger, Blut Sex Tod und natürlich Koprolalie die nächtliche Dorfidylle.
Apropos Idylle – zumindest für Musik müsste bei der Hochzeitsfeier nebenan wohl gesorgt gewesen sein, aber ob die da so gut angekommen
Im Auftrag von Schwarze-News.de waren für euch vor Ort Evelijnée (Fotos) und BassTierchen (Redaktion & Fahrdienst).
Alle Bilder wurden freundlicher Weise zur Verfügung gestellt von Evelijnée im Auftrag von Sendebunker. Herzlichen Dank.