Tüchters Letztes Gefecht - Unbelehrbar

Tüchters Letztes Gefecht – Unbelehrbar (Review und Kritik)

Tüchters Letztes Gefecht - Unbelehrbar

Stephan Tüchter dürfte zwar den meisten kein Begriff sein, lässt man diesen Namen jedoch im Googlhupf suchen, findet man eine Reihe von Bands, in denen der Herr schon aktiv war/ist.

So unter anderem „Faustregel„, eine Industrial Metal-Formation, die im Anschluss an Apydia entstand. Auch das Projekt „Tüchters letztes Gefecht“ findet sich in der Suchliste, und um genau deren Album „Unbelehrbar“ soll es in diesem Review gehen. Das Gefecht geht deutlich elektronischer zu Werke als die Vorgängerprojekte und hat insgesamt 10 Songs auf der Platte. Wollen wir doch mal sehen, ob das letzte Gefecht nur ein Elektro-Album von vielen hervorgebracht hat, oder ob sich hier etwas eigenes entwickelt.

Grundsätzlich ist die Scheibe sauber produziert, handwerklich gibt es hier nichts auszusetzen. Hier wird sowohl von klassischen elektronischen Klängen, normaler und verzerrter Stimme bis zu futuristischen Sphäralklängen alles genutzt, was moderne Geräte hergeben.

Tüchter arrangiert auf dem Album durchaus ansprechende Titel wie „Held deiner Zeit“ oder den Anspieltipp „Gott hasst euch alle“, wobei hier besonders die Aktualität der Texte ins Auge fällt. Die Beats variieren vom tragendenden Backbeat bis zum Vierviertelstampfer mit Hochfrequenz-Piepser. Stimmlich passt hier alles gut hinein, wenn da nicht ein ziemliches Manko wäre. Durch das immerwährend gleichbleibende Reimschema, das auf Biegen und Brechen in jedes Tempo gepresst wird, klingt der Sprechgesang monoton und teilweise holprig. Zeilen werden teilweise verschluckt oder undeutlich ausgesprochen. Für dieses Problem hätte man durchaus mehr mit der Struktur der Beats experimentieren können, so sind manche Songs in ihrer Ausdruckskraft deutlich reduziert.

Apokalypse wann anders?

Apropos Ausdruckskraft: Die ist dank der recht ausgefeilten Texte schon vorhanden, wird allerdings durch die ständige Verwendung der Worte Schicksal und Verstand reduziert.

Und dann gibt es da noch diesen einen Titel, wo man nicht weiß, was dieser nun auf dem Album zu suchen hat: „MIG*CODMW2*CT“. Was wie Codesprache klingt ist die Abkürzung für einen Clantrack (Clan = Mannschaft von Computerspielern, teilweise professionell), für eine E-Sport-Mannschaft. Doch wenn da zum wummernden Bass  irgendwelche „Kampfsocken“ und andere tolle Zockernamen aufgerufen werden mutet das doch sehr lächerlich an. Den Hörern scheint es jedoch zu gefallen, immerhin erzielte der Song über 100.000 Downloads.
Ein interessantes Konzept bietet „Schwarze Loyalität“, ein Titel, der gekonnt die aktuelle Entwicklung der schwarzen Szene auf die Schippe nimmt.
Noch ein erwähnenswertes Stück ist „Unbelehrbar“, eine Toncollage mit Schnipseln von Fernsehinterviews und Berichten zum Mordfall Dominik Brunner, mit dem sich schon „Held deiner Zeit“ auseinandersetzte.

Fazit:

Ein Elektroprojekt mit Potential, wenn Stephan Tüchter in Zukunft noch experimentierfreudiger wird und sich auch noch mehr Abwechslung zutraut, denn der Großteil des Albums besteht doch aus dem mehr oder weniger ausgelutschten 4/4-Fundament. Jetzt heißt es nur noch die vielfältigen Texte freier und flexibler unterzubringen, dann kann sich die Nachfolger-CD bestimmt noch ein paar Punkte mehr erarbeiten.

Tracklist:

01. Held deiner Zeit
02. 300
03. Gott hasst euch alle
04. Welt in Scherben
05. Ohn(e)macht
06. Schwarze Loyalität
07. Dis-Tanz
08. MIG*CODMW2*CT
09. Die neue Macht
10. Unbelehrbar

( 6 / 10 )
( 6 / 10 )

Erscheinungstermin:

Bereits erschienen

Anspieltipps:

Gott hasst euch alle, 300

Links:

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